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Und wieder einmal habe ich lange geschlafen, diesmal allerdings wachte ich nicht erfrischt und erholt auf, sondern völlig erschlagen von viel zu heftigen Träumen - Nachwehen von gestern, einige dieser Emotionen spüre ich immer noch, wenn ich die Bilder wieder hochkommen lasse.

Den Rest des Vormittags verbrachte ich damit das Nötigste weg zu räumen und eine große Schüssel Obstsalat anzurichten aus Trauben, Birnen, Bananen, Erdbeeren, Walnüssen und Cranberries. Alles ganz klein geschnitten, so mag ich es am liebsten, dann setzte ich mich mit einem Buch in die Sonne, begann zu lesen und stellte fest, dass die Worte nicht eindrangen in meine Gedanken, die eben immer noch in den Träumen fest hingen. Ich legte es also weg und ließ ihnen freien Lauf, schrieb "IHM", eine Mail, lud ihn ein zu Sonne und Obstsalat, dachte dass was per Mail nicht möglich ist vielleicht so gesagt werden kann.

"Du", wollte ich sagen: "du weißt, dass ich keine Probleme damit habe, zu verzeihen, gerade dir nicht, aber ich brauche es, dass du es verstehst, dass du mich verletzt hast. Und ich brauche dafür eine Entschuldigung, ich brauche die Gewissheit, dass es dir leid tut. Nur so kann ich meine Ambivalenz dir gegenüber in den Griff bekommen. Ich brauche etwas von dir, das diese Wunde heilt."

Er kam am frühen Nachmittag, doch noch bevor wir uns gesetzt hatten, als ich Mineralwasser für uns holte, stieß ich ein Glas um und der Balkon war voller Scherben. Gemeinsam räumten wir sie weg und als ich in der Küche vor der Spüle stand, trat er hinter mich.
"Ruhe!" befahl meine Muschi Herz und Hirn und sie verstummten. Unter seinen sanften Bissen, unter den seinem Streicheln, unter seinen Gertenschlägen, seinen Nobrastößen war ich nur Körper, nur Verlangen, nur Lust.
Mir war schwindlig als ich später nackt ins Bett fiel, in das er sich nackt zu mir legte. Haut, nackte Haut. Riechen, spüren, küssen, *seine* nackte Haut. Doch da erwachten sie wieder aus ihrer Erstarrung, Hirn und Herz, stohlen sich ganz leise Unsicherheit und Misstrauen hinein in diese wunderbaren Momente, zerstörten sie nicht, nein, das nicht, aber stahlen ihnen etwas von dem großen Glück, das sie hätten haben können, indem sie ihm ein "Warum bist du hier?" entgegenstellten. Haut an Haut sollte Antwort sein und keinen Raum für Fragen lassen, sollten ein fleischgewordenes "Ja" sein.

Als er ging setzte ich mich wieder in die Sonne, hing weiter meinen Gedanken nach, um schließlich G. einzuladen. Er kam um kurz vor 18 Uhr mit feinen Antipasti, die wir auf dem Balkon aßen mit einem Glas Rotwein.
Beim Abräumen trat ich doch noch in eine Scherbe. Der Schnitt in der Ferse war nicht groß oder tief, blutete aber heftig. G. wusch sehr sanft meinen Fuß (er liebt meine Füße) im Waschbecken, verarztete ihn, trug mich auf die Couch als wäre ich schwer verletzt, brachte mir Obstsalat und Wein und gab mir das einzige, das ich noch brauchte: Ein Haut an Haut ohne Fragen. So "simpel" und "schnörkellos" "Liebe gemacht" habe ich mit ihm wohl noch nie ...
... und noch nie habe ich nicht einmal geduscht zwischen zwei Männern.

Jetzt läuft das Wasser ein in meine Wanne und ich spüre eine leise Traurigkeit unter all meinem körperlichen Wohlfühlen. Kein großer Druck, kein großer Schmerz, nur eine ganz leise Traurigkeit, die dunkel erinnert an Heimweh.