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CLUB 2
SEX MIT 60PLUS - DAS TABU DER REIFEN LUST?

lese ich voller Erstaunen im TV-Programm von ORF 2.

Tabu, frag ich mich? Warum "Tabu"? - Ach soooo, lese ich weiter, es geht um Frauen. - Na dann ...

Edith sagt: Wer's sehen will, die Sendung ist hier noch bis kommenden Mittwoch abrufbar.
testsiegerin meinte am 27. Mai, 11:50:
ich hab es nur ein bissl gesehen, weil ich dann zu müde war. auf jeden fall war ich ein bissl erschüttert drüber, dass auch aufgeklärte frauen (und männer) alle die ansicht hatten, sex ohne liebe wäre gar nix und überhaupt ginge es doch in wahrheit nur um die überwindung der einsamkeit und so.

verdammt noch mal: frauen dürfen nicht einfach ficken, wenn sie gierig sind, das steht nur männern zu. und wenn, dann ist das minderwertiger sex, der nur andere defizite zudeckt und bla bla bla.
mich hat das ein bissl aggressiv gemacht, muss ich gestehen. was ist so schlimm daran, einfach lust zu haben an einem anderen körper und den spüren zu wollen? 
auchnureinmann (Gast) antwortete am 27. Mai, 12:27:
Ich glaub ich spinn! Wer verbietet es denn den Frauen, die es wollen und auch tun?

Solche Vorwürfe sind doch nur dann relevant, wenn sie an ein empfängliches Über-Ich geraten, das sie auch noch ernst nimmt. Und wo wäre da der Unterschied zu Männern? Es gibt keinen. Manche Menschen lassen sich durch irgendwelche kollektiven Regeln und entsprechende Vorwürfe in Schach halten, und verfluchen diese Regeln und Vorwürfe, statt lieber den eigenen Knopf endlich zu deaktivieren, der da ständig gedrückt wird. Und manche Menschen pfeifen sich nix, sondern tuns einfach, und schwingen das große Götz-Zitat für alle, die was dran auszusetzen haben.

Darf ich mir als Mann nicht regelmässig unterschwellig sagen lassen, daß ich als Mann eh immer nur das Eine will? Darf ich mich nicht ständig irgendwo auf den Prüfstand stellen und nach Kriterien abtasten lassen, die ich entweder erfülle oder auch nicht? Hab ich danach gefragt? Hab ich drum gebeten? Ist mir das ein Anliegen? Hab ich die "Moral" erfunden, mit ihren zwischenmenschlichen Zwängen und Protokollen und Sanktionen? Hab ich auf den tausend-Seiten-Verträgen bestanden, die mir von vielen Frauen (nicht allen!) wie das Amen im Gebet vorgelegt werden, sobald ich irgendwas anstrebe? Nein, hab ich nicht. Diese Nebenbedingungen begegnen mir einfach, da ich eben zufällig männlich und heterosexuell bin, rein statistisch, als das, was Frauen im Durchschnitt eben so mitbringen.

Beklage ich mich, daß Frauen so wären? Nein, weil es bei Männern - oder sagen wir, bei allen Gendern, wieviele immer das auch sind - dieselbe menschliche Bandbreite gibt. Es gibt die, die an dir kleben, die, die dich ausnutzen und fallen lassen, die, die dich erst garnicht interessieren, die, die du nicht interessierst, und die, mit denen es paßt. Und sie alle haben ihre eigenen, teils hahnebüchenen, Moralvorstellungen. Und sie alle sollten uns doch bitte kreuzweise, wenn geht, denn sie müssen in der Summe widersprüchlich bleiben. Geht gar nicht anders.

Hier, in Mitteleuropa, wo es kaum mehr irgendwelche strafrechtlichen Beschränkungen gibt, und kaum mehr wirklich gesellschaftliche Ächtung in solchen Dingen, ist es aber ganz klar: In unseren Köpfen. Nicht in irgendwelchen Aussagen Anderer, nicht in irgendwelchen Traditionen, etc. Es ist auch keine Frau-Mann-Geschichte. Es ist eine Mensch-Geschichte, und zwar eine DIESER_EINE_Mensch-Geschichte.

Es ist genau da drin, oben, der Knopf, der so leicht zu drücken ist, das eben so leicht zu beleidigende Über-Ich, und es ist individuell. Das, und nix anderes, ist die Realität.

(Trotzdem stimme ich zu: Das eindeutig geschlechtsspezifische "Tabu" in dem Fall gehört in die Rundablage der Geschichte). 
june antwortete am 28. Mai, 01:26:
Mein lieber Mann
wäre es nicht schon so furchtbar spät und wäre ich nicht so schrecklich müde ... aber keine Sorge, morgen ist auch noch ein Tag. ....

Btw.: Extra für Sie (naja, fast) - oben noch ein Link zur angesprochenen Sendung nachträglich eingefügt. 
june antwortete am 30. Mai, 16:06:
Lieber Gast-Mann
Haben Sie sich die Mühe gemacht, diesen Club 2 zu sehen? Es müsste Ihnen, sollten Sie das getan haben, klar werden, dass Sie hier mit der "testsiegerin" den falschen Baum anbellen.

"Ich glaub ich spinn! Wer verbietet es denn den Frauen, die es wollen und auch tun?"

Niemand "verbietet" es, es geht um die moralisierende Wertung und ich sage jetzt plump "der Gesellschaft", die - und darüber gibt es hoffentlich keinen Zweifel - in ihren Grundfesten immer noch patriarchal geprägt ist und dabei von Frauen eifrigst mitgetragen wird.

Besonders interessant ist ja dieser Satz:

"Hier, in Mitteleuropa, wo es kaum mehr irgendwelche strafrechtlichen Beschränkungen gibt, und kaum mehr wirklich gesellschaftliche Ächtung in solchen Dingen, ist es aber ganz klar: In unseren Köpfen. Nicht in irgendwelchen Aussagen Anderer, nicht in irgendwelchen Traditionen, etc. Es ist auch keine Frau-Mann-Geschichte. Es ist eine Mensch-Geschichte, und zwar eine DIESER_EINE_Mensch-Geschichte."

Spontan fällt mir dazu natürlich der Klassiker "Überwachen und Strafen" ein und gleich dazu selbstverständlich Sexualität und Wahrheit. Bei aller auch meiner Meinung nach berechtigter Kritik an Foucaults Thesen: Gerade in dieser Diskussion so zu tun, als wäre in unserer Gesellschaft in diesem Bereich Strafe und Repression maßgeblich und abseits dessen der Mensch selbst bestimmt, so er aufgeklärt genug wäre, sich seine eigene Meinung zu bilden, halte ich für unzulässig positivistisch und zwar in dem Sinne, wie Adorno das so schön sagt: "Der Positivismus, dem Widersprüche anathema sind, hat seinen innersten und seiner selbst unbewußten Kern daran, daß er der Gesinnung nach äußerster, von allen subjektiven Projektionen gereinigter Objektivität anhängt, dabei jedoch nur desto mehr in der Partikularität bloß subjektiver instrumenteller Vernunft sich verfängt."

Sie sagen, sie beklagen sich nicht. Aber beklagen Sie sich doch! Tun sie das doch! Noch besser: Beklagen Sie sich nicht, wehren Sie sich gegen Zuschreibungen, die Ihnen als Zumutung erscheinen. Frauen tun das auch, auch gegen den Widerstand anderer Frauen, ganz öffentlich, was denen, die das tun, nach wie vor die allerliebsten Zuschreibungen beschert. :)
[Männer nicht-organisiert und in kleinen Gruppen natürlich auch, aber eine maßgebliche "Bewegung" habe ich hier noch nicht erlebt. - Warum eigentlich? Weil der Leidensdruck doch besser ausgehalten wird, oder es sich als vermeintlich "linxlinke Kampflesbe" immer noch besser lebt als als vermeintliches "Weichei"?]

Sie schreiben:

"Es ist auch keine Frau-Mann-Geschichte. Es ist eine Mensch-Geschichte, und zwar eine DIESER_EINE_Mensch-Geschichte.",
was schlicht falsch ist. Es ist gut, wenn Sie versuchen, das in Ihrem persönlichen Bereich so zu leben, so umzusetzen (das versuche ich auch), aber im gesellschaftlichen Diskurs ist das eben genau nicht zutreffend. - Dieser Club 2, so qualvoll es auch ist, ihm bis zum Schluss zu verfolgen, belegt nichts weniger als das, dass Stereotypen im Wandel sind, aber nichts an ihrer Konsensfähigkeit im medialen, im öffentlichen Diskurs, verloren haben. 
auchnureinmann (Gast) antwortete am 1. Jun, 01:39:
Zweiter Versuch
der erste war wohl zu lang. Daher kurz:

1. hab ich Testsiegerin unrecht getan. Hiermit anerkannt.

2. "Sie sagen, sie beklagen sich nicht. Aber beklagen Sie sich doch! Tun sie das doch! Noch besser: Beklagen Sie sich nicht, wehren Sie sich gegen Zuschreibungen, die Ihnen als Zumutung erscheinen."

Liebe June, das tue ich im Einzelfall. Und es sind Einzelfälle. Ich habe nicht darüber zu urteilen, ob bestimmte Ansprüche an mich genuinen Bedürfnissen entspringen oder gesellschaftlichen Konventionen. Es steht mir nicht zu, das bei meinem Gegenüber zu orten. Mir steht zu, den Anspruch erfüllen oder auch nicht erfüllen zu wollen.

Deshalb sehe ich auch wenig Sinn in "Männergruppen". Was sollten die tun? Dort, wo wir Männer das Bedürfnis nach Bewußtwerdung haben, und über etwas reden wollen, tun wir es sowieso untereinander. Aber individuelle Problemstellungen durch kollektive Anschuldigungen an die Gesellschaft und ihre Denkmuster lösen zu wollen - das kann nicht funktionieren. Damit würden wir den falschen Baum anbellen. Daher belle ich den einzigen pauschalen Baum an, den ich erkennen kann: Die Knöpfe, die wir alle in uns herumtragen, die Andere drücken und uns so zu schlechtem Gewissen oder bestimmten Überzeugungen oder was auch immer veranlassen können. Und diese Knöpfe sind individuell. Je mehr Menschen sie in sich finden und unschädlich machen, desto weniger destruktive pauschalisierende Denkmuster gibt es.

Der Rest ist und bleibt individuelles Bedürfnis, ohne jeden Nutzen, das irgendwie pauschal aufarbeiten zu können. 
june antwortete am 1. Jun, 20:44:
Lieber Gast-Mann
Wenn diese Ansprüche an Sie "als Mann" oder "als alter Mensch" etc. eben via Medien gestellt werden, dann, denke ich, steht es Ihnen zu, über die möglichen Ursachen dieser Zumutungen Ihres "Gegenübers" (via Screen), lauthals zu protestieren. - Und das ist ja das Thema hier.

@ "Männergruppen": Na so unspannend finde ich das nicht, zusammen mit anderen Betroffenen zu reflektieren, was mir als vermeintlich gewünschtes Selbstbild vermittelt wird und was das dann auch mit mir macht - der weitere Schritt ist das "Dagegen-wehren" im Privaten wie im Öffentlichen.

Es geht eben nicht um "individuelle Problemstellungen" primär, sondern um kollektive Zuschreibungen, die sozialisierend wirken.
Oder denken Sie wirklich, dass die Frauenbewegung nichts verändert hat? Dass sie ein "Anbellen des falschen Baums" war? Dass sie nicht a u c h nötig war, um überhaupt erst einmal zu erkennen, welche "Knöpfe" wir mit uns herum tragen, woher sie kommen, wie wir uns dagegen wehren können?

Ja, im konkreten Fall sind die Knöpfe "individuell", aber deren Entstehung ist es nicht, ebenso wenig wie Sozialisation rein "individuell" ist, wie Bewusstseinsbildung rein "individuell" ist. 
Sternenstaub meinte am 2. Jun, 09:27:
also da ich heut frei hab, konnt ich mir da neben meinen tatsächlichen Arbeiten im Sternenbau diese Sendung "anhören" - erstmal vielen Dank für diese Gelegenheit ;)))

und ich muss zugeben meine Stimmung wechselte auch zwischen "UM GOTTES WILLEN" und "SIND DIE DEPPAT" zu "WAS SCHWAFELN DIE DA" ....

ich hatte vor nicht allzu langer Zeit, ein Verhältnis mit einem Mann, bei dem's mir echt nur um den Sex ging, weils geil war, weils funktionierte, was natürlich auch stimmt ist, dass sich allmählich eine Beziehung entwickelt, weil man sich aufeinander einstellt, miteiander doch zumindest ein bissal was redet uvm aber ich hab nicht ihn vermisst wie's vorbei war, sondern den Sex und dass der natürlich auch vor'm Alleinsein schützen sollte und dass ich doch auch öfter dachte "Na wenigstens hab ich das" das geb ich auch zu ...

aber ich möchte auch Frauen über 60, 70 oder gar 80 je nachdem eine Sexualtiät zugestehen .....