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Selbst- und Fremdbild

"(...) Du gehst sowohl im einen wie im anderen Bereich seit Jahren weit über die Grenzen dessen, was andere für erträglich oder machbar halten. Du bist eine verdammte Heldin und ich fürchte, dass du das nicht weißt, weil du nur die Überforderte wahrnimmst."

Ich bin keine "Heldin", ich bin vielleicht eine Getriebene. Wenn ich etwas mache, mache ich es ganz - oder gar nicht. Ich halte es nicht für "heldenhaft" lieber zusammenzubrechen als aufzugeben. So ein Mensch zu sein, dazu entscheidet man sich nicht, das ist man (geworden). Mir ein "Tritt mal leiser!" hinzuschleudern wäre ebenso sinnlos wie einer anderen ein "Reiß dich mal zusammen!" (Was andererseits für mich natürlich auch passt - mir fehlt das Ideale Pendant dazu.)
Ich kann nicht anders als auszuufern. Das zieht sich durch mein ganzes Leben - und zwar in allen Bereichen.

Manche werden "von außen" als "toll" und "bewundernswert" angesehen, andere abgelehnt.

Wie oft wäre ich gern ausgeglichener, ruhiger, "moderater". Sogar beim "Mich-im-Griff-haben" gehe ich meist bis an meine Grenzen, nur wenn ich darüber kippe, kippe ich ins Unendliche. - In allen Bereichen meines Lebens.

HALT-LOS.

Die zentrale Urban Legend dieser June ist ihre - ich meine das bitte sehr lieb - Lover-Unabhängigkeit.
Wären Zigaretten Lover, dann würde sie eine frühlingswiesenartige Aura umgeben: man kann dann und wann eine rauchen, aber brauchen tut man sie nicht und dementsprechend lang sind die Phasen, wo man ganz ohne auskommt.
Woher dieses Bedürfnis stammt, sich als prinzipiell unbemannte Frau zu sehen, bleibt rätselhaft.

Zumal es keine mir bekannte Phase ihres Lebens gibt, wo sie nicht mindestens zwei- bis dreigleisig fuhr - ONS nicht eingerechnet, die sie komplett verdrängt. Ich liebe sie für ihren gut 25 Jahre anhaltenden Appetit, alle anderen auch außer Vati/Mutti vielleicht.
Aber dennoch liebt sie nichts so sehr wie das Zelebrieren des demonstrativen Rauswurfs eines Lovers aus ihrem Bett. Ich finde das fast schon wieder rührend.

"Um Gottes Willen, bitte nicht so eine Karrieretussi!", hätte er sich bei seinem Vorstellungsgespräch gedacht, verriet mir ein freier Mitarbeiter nicht mehr ganz nüchtern nach einem Team-Meeting im letzten Jahr.

Den ersten Eindruck, den er von mir hatte, hat er dann noch ausführlicher geschildert, sehr plastisch, leider bin ich nicht mehr in der Lage, seine Worte zu wiederholen.
... "Aber dann hab ich mitbekommen, du bist ja gar nicht so, du bist echt in Ordnung und was im Kopf hast du auch."

Und dieses unterscheidet sich von den vorhergehenden, weil es ein vorweggenommenes ist.
"Du würdest", würde er sicher schreiben, "Du würdest fast jedem von denen einen Platz in deinem Bett reservieren, sei ehrlich!"

Mit "denen" sind die hier gemeint:
- Tattoo
- Tattoo II
- Tattoo III

Und ich weiß, er würde mich einmal mehr des Selbstbetrugs bezichtigen, würde ich ihm sagen, dass ich nicht blind bin, dass ich einen schönen Körper schon erkenne, wenn ich ihn sehe, aber dass keiner, kein Einziger davon Begehren in mir wecken kann.

Ein Mann ist ein Resonanzkörper, er klingt so wie du ihn spielst. In mir ist, schätze ich, vergleichsweise wenig Dominanz. Aber ich war und bin ein Riesen-Dom, wenn du es willst und machst.

Ich gebe dir ein Beispiel: [...]
Jeder Mann, der dein selig verzauberte Gesicht bei diesem Akt sieht, diese bedingungslose Hingabe, wird in diesem Moment zu einem Riesen-Dom, da kann er fast nicht anders.
Anders und sehr vereinfacht gesagt: Du machst deinen Dom, indem du Sklavin in dir zulässt. Indem du als Sklavin vor ihn trittst. Nackt, mit gesenktem Blick, bis ins Innerste erschaudernd über dieses Gefühl des Ausgesetztseins.
Für dich ist das schwerer als für viele Frauen, die ein gewisses natürlichen vor-oder nachfeministisches Devotheitsempfinden haben. Du bist eine furchtbar stolze Amazone.
Dieser Halbgott, nach dem du dich sehnst, der dich sozusagen ohne zu fragen und sogar gegen deinen Willen fällt, den gibt es wie andere Götter halt nicht. Du musst schon von selbst den Kopf senken und ihm entgegengehen.
Ich weiß das das geht, ich habe es erlebt, nie intensiver als mit dir.

Ich fürchte Du leidest unter einer sonderbaren Schizophrenie. Einerseits ist alles an dir auf Unbeugsamkeit konditioniert. Den extrem aufrechten Gang, den du hast, hat man nicht zufällig. Das ist schon Ausdruck deiner Persönlichkeit. Du als Person, als Erscheinung, als Lebensrolle bist von Kopf bis Fuß auf unbeirrbarem Kurs, deinem. So begegnest Du allen Männern außer mir, kommt mir vor. Ihr seid immer auf gleicher Augenhöhe oder Du schaust leicht herunter auf sie: "Schau rauf zu mir Baby, ich beiß nicht".

Ein, zwei, drei Männer in deinem Leben, zu denen ich offenkundig zähle, haben unter dieser Egopanzerung eine devot empfindende Sehnsuchtssklavin entdeckt. Von deinem Erschrecken über diese Entdeckung erholst Du dich sozusagen zeitlebens nicht. Zu diesen Männern, jedenfalls aber ganz sicher zu mir, hast Du ein verunsichertes und daher stets krisenanfälliges Verhältnis. Wie sollst Du ihnen begegnen? Mit sozusagen ständig gesenktem Sklavinnenblick? Oder so wie allen anderen, mit geradem, offenen, herausfordernden Blick auf selber Höhe? Willst Du deinen Herren und Meister oder einen netten Typ wie jeden anderen auch: diese Frage ist die geheime Schlüsselfrage deines Lebens, fürchte ich.

vorerst ohne weiterführenden Kommentar aber aus gegebenem Anlass ...
Er- und Verkannt werden, liegt oft so nahe beisammen, so nahe wie Schmerz und Lust, würden sie sich doch auch nur annähernd so gut ergänzen ...

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In deinen Blogbeiträgen im Verlaufe der Jahre deutest du nur an, was du direkt nie aussprichst: Wie schwierig es ist als Feministin und autonome Frau mit im Alltag dominanten Zügen sein sexuelles Kontrastprogramm zu leben. Damit meine ich gar nicht die Sub-und Maso-Tendenzen, die du vielleicht nur bei mir wirklich zugelassen hast; ich meine damit deine Alltags-Sexualität, die bestimmt wird durch eine devote Neigung. Dir ist irgendwann klar geworden - und das muss für eine junge Feminstin ein Schock gewesen sein - dass deine sexuelle Erfüllung davon abhängt, wie objekthaft dich dein Partner benutzt, je hemmungsloser auf die eigene Befriedigung konzentriert, umso besser. Am besten wie eine Hure.

Daher das Beuteschema "richtige Männer", Finanz-und Unternehmerhaie, Unterweltler und Sportlehrer, Fleischer (pardon Chirurgen) und so weiter. Für eine linksintellektuelle Feministin ein politisch super-unkorrektes Beuteschema, wie unschwer zu erkennen ist. Was für einen Außenstehenden aber schwer zu erkennen ist: Du fändest das auch unakzeptabel politisch unkorrekt, wenn es sich um deinen "Haupt"-oder Ehemann handeln würde. Aber es sind doch nur Figuren in einem Rollenspiel "June, die unterworfene, benutzte Frau". Nicht so radikal gelebt wie bei der Jelinek, die zeitlebens abgelegene Baustellen mit Jugos oder Türken bevorzugt hat, aber tendenziell die gleiche Konstellation.

Du willst keine Beziehung, keine konventionelle Ehe, nur Geliebte sein. Aber nicht, weil du die Vorteile einer Beziehung nicht sehen würdest und dich nicht dann und wann nach ihrer Geborgenheit sehnen würdest, sondern weil Du weißt: Nur in der promisken Abwechslung entsteht dieses frische Objekt ungehemmter Begierde, die benutzte June. Und so lange deine Libido so dominant ist, wird sich daran nichts ändern.

Ich schreibe dir diese Truismen nur deshalb, weil eine Leserin deines Blogs mit ihren persistenten Fragen dich geärgert und mich amüsiert hat. [gemeint ist das hier]: Sie versteht zu Recht nicht, warum du nicht offen sagst: Nicht nur Blonde, sondern auch Zweitfrauen haben mehr Spaß im Bett. Ich bin beides und nehme meinen Spaß ernster als andere Menschen. Ich liebe dich dafür wie du bist, aber nicht wie du dich gibst.