Sie lügt, wenn sie sagt, dass sie Henry liebt oder Henry nicht mehr liebt oder geliebt hat oder nie geliebt hat.
June lügt. Und June ist grausam.
June ist grausam, wenn sie ihn anklagt, sie nur angesehen, aber nie gesehen zu haben.
June ist grausam, wenn sie sagt, er habe sie nur berührt, niemals gefühlt.
June ist grausam, wenn sie behauptet, er habe sie nur gekannt, niemals jedoch erkannt.
June ist grausam, wenn sie erzählt, sie würde erschaudern vor diesem Henry, der sich ihr nun offenbart. Diesem Henry, der den Eindruck erweckt, er würde auch über Leichen gehen, wenn er sagt, er will sie haben.
Im Zweifelsfall auch über die ihre.
June ist grausam und lügt.
Und June verletzt mit jedem Wort, weil sie die viel tiefer liegende Gewissheit nicht ertragen kann, dass sie all das, was sie ihm vorwirft längst gewusst hätte, hätte sie ihn gesehen, erkannt, gefühlt.
Dass sie sich nicht gewandelt haben im laufe der Zeit, der eine in das Bild, das sich der andere von ihm gezeichnet hat, dass sie sich nicht unterworfen haben, der eine den Träumen des anderen, ist eine Erkenntnis, die beide zu Monstern macht, jeden auf seine Art.
June lügt. Und June ist grausam.
June ist grausam, wenn sie ihn anklagt, sie nur angesehen, aber nie gesehen zu haben.
June ist grausam, wenn sie sagt, er habe sie nur berührt, niemals gefühlt.
June ist grausam, wenn sie behauptet, er habe sie nur gekannt, niemals jedoch erkannt.
June ist grausam, wenn sie erzählt, sie würde erschaudern vor diesem Henry, der sich ihr nun offenbart. Diesem Henry, der den Eindruck erweckt, er würde auch über Leichen gehen, wenn er sagt, er will sie haben.
Im Zweifelsfall auch über die ihre.
June ist grausam und lügt.
Und June verletzt mit jedem Wort, weil sie die viel tiefer liegende Gewissheit nicht ertragen kann, dass sie all das, was sie ihm vorwirft längst gewusst hätte, hätte sie ihn gesehen, erkannt, gefühlt.
Dass sie sich nicht gewandelt haben im laufe der Zeit, der eine in das Bild, das sich der andere von ihm gezeichnet hat, dass sie sich nicht unterworfen haben, der eine den Träumen des anderen, ist eine Erkenntnis, die beide zu Monstern macht, jeden auf seine Art.
Anais - am Samstag, 13. März 2004, 17:43 - Rubrik: sodbrennen
Dein Selbstverständnis ist so: Du hast schon als Teenie zu spüren bekommen und durch einen "objektiven" Blick in den Spiegel dir selbst vermitteln können: Ich seh überdurchschnittlich gut aus. Ich bin dünn und langbeinig und langmähnig, also alles was die Journale so fordern.
Dieser Frauentyp, der einfach schon in der Schule weiss: "Mich würde kein einziger in der Klasse und am Schulhof von der Bettkante kippen, ich bin einfach ein Babe."
Und jeder, auch die, die eigentlich auf nicht so groß oder eigentlich auf mehr Holz vor der Hütte oder eine Spur mehr Fleisch auf der Hüfte stehen, auch die würden nicht nein sagen.
Ein Babe ist einfach eine, bei der keiner "nein" sagen würde. Und irgendwie hat dir das gefallen. Du bist nicht auf die Rocklängen-Bremse gestiegen; du hast keine Veranlassung gesehen, nicht die allerengste Jean zu wählen usw.
Ist ja irgendwie klar: Wenn alle wollen, kann man sich daraus die hübschesten Kerle aussuchen - und wer würde das nicht, auch die beste Freundin würde, wenn sie nur könnte.
So ab der dritten, vierten Klasse merkt man, dass es auch sonstige Vorteile gibt. Auch wenn man nichts weiss, gibts noch ein Genügend und wenn man ganz gut ist gibts ein Sehr Gut, ein richtig gesetzter Blick aus diesen blauen Augen unter dieser blonden Strähne richtet das.
Das süsse Gift der Babe-Korrumpierung zieht sich durch das in mancherlei Hinsicht leichtere Leben wie ein roter Faden. Auch wenn das Babe später intellektuelle Ansprüche entwickelt, ganz weicht diese Selbstgewissheit nie: "Wenn ich wollte, könnte ich auch den oder das haben. Ich bin halt eine Frau-Frau und das setzt mich ab von Frauen. Und dieses Frau-Frausein duelliert sich unausgesetzt mit der allenfalls dahinterliegenden Persönlichkeit, die als solche einfach nur sein und erkannt werden will.
Im Zweifel siegt vielleicht nicht immer, aber doch meistens die Frau-Frau.
That's what he said and she nodded and smiled:
"Es kann mir noch so dreckig gehen, irgendeinen finde ich immer, der mir den Champagner zahlt."
Dieser Frauentyp, der einfach schon in der Schule weiss: "Mich würde kein einziger in der Klasse und am Schulhof von der Bettkante kippen, ich bin einfach ein Babe."
Und jeder, auch die, die eigentlich auf nicht so groß oder eigentlich auf mehr Holz vor der Hütte oder eine Spur mehr Fleisch auf der Hüfte stehen, auch die würden nicht nein sagen.
Ein Babe ist einfach eine, bei der keiner "nein" sagen würde. Und irgendwie hat dir das gefallen. Du bist nicht auf die Rocklängen-Bremse gestiegen; du hast keine Veranlassung gesehen, nicht die allerengste Jean zu wählen usw.
Ist ja irgendwie klar: Wenn alle wollen, kann man sich daraus die hübschesten Kerle aussuchen - und wer würde das nicht, auch die beste Freundin würde, wenn sie nur könnte.
So ab der dritten, vierten Klasse merkt man, dass es auch sonstige Vorteile gibt. Auch wenn man nichts weiss, gibts noch ein Genügend und wenn man ganz gut ist gibts ein Sehr Gut, ein richtig gesetzter Blick aus diesen blauen Augen unter dieser blonden Strähne richtet das.
Das süsse Gift der Babe-Korrumpierung zieht sich durch das in mancherlei Hinsicht leichtere Leben wie ein roter Faden. Auch wenn das Babe später intellektuelle Ansprüche entwickelt, ganz weicht diese Selbstgewissheit nie: "Wenn ich wollte, könnte ich auch den oder das haben. Ich bin halt eine Frau-Frau und das setzt mich ab von Frauen. Und dieses Frau-Frausein duelliert sich unausgesetzt mit der allenfalls dahinterliegenden Persönlichkeit, die als solche einfach nur sein und erkannt werden will.
Im Zweifel siegt vielleicht nicht immer, aber doch meistens die Frau-Frau.
That's what he said and she nodded and smiled:
"Es kann mir noch so dreckig gehen, irgendeinen finde ich immer, der mir den Champagner zahlt."
Anais - am Samstag, 13. März 2004, 14:21 - Rubrik: ambivalenzen
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Sie starb in der Nacht, in der sie Henrys Buch las, an seiner Brutalität.
"Ich bin das nicht, ich bin das nicht worüber er schreibt. Es ist eine Verzerrung. Er sagt, in lebe in Verblendung. Aber er tut es, er ist es, der mich nicht sieht, der die anderen nicht sieht, wie ich bin, wie sie sind, er macht alles abscheulich."
Der Leidenschaft zum Trotz, die Henry und June so oft beschrieben haben, glaube ich nicht, dass sie sich jemals wirklich gefunden, dass sie sich einander hingegeben, einander erkannt haben.
"June isst und trinkt Symbole. Henry hat keine Verwendung für Symbole. Er isst Brot, nicht Hostien"
(Anaïs Nin)
June und ich suchen, woran Henry nicht zu glauben vermag.
"Ich bin das nicht, ich bin das nicht worüber er schreibt. Es ist eine Verzerrung. Er sagt, in lebe in Verblendung. Aber er tut es, er ist es, der mich nicht sieht, der die anderen nicht sieht, wie ich bin, wie sie sind, er macht alles abscheulich."
Der Leidenschaft zum Trotz, die Henry und June so oft beschrieben haben, glaube ich nicht, dass sie sich jemals wirklich gefunden, dass sie sich einander hingegeben, einander erkannt haben.
"June isst und trinkt Symbole. Henry hat keine Verwendung für Symbole. Er isst Brot, nicht Hostien"
(Anaïs Nin)
June und ich suchen, woran Henry nicht zu glauben vermag.
Anais - am Samstag, 13. März 2004, 13:24 - Rubrik: ambivalenzen