hatte sie zwei wirklich enge Freunde. Viel enger als die Kinder aus dem Hof oder dem Kindergarten. Zwei wirkliche Freunde: Einen Hasen mit viel Watte im Inneren und einem echten Fell drumherum. Das besondere an dem Hasen war, dass er sprechen konnte. Er sprach nur nicht mit June. Er wollte einfach nicht, was nichts an der Tatsache änderte, dass er sprechen konnte. Da er aber auch ausgezeichnet zuhören konnte, nahm June ihm diese Eigenheit nicht krumm.
Der zweite Freund hieß "Olux". Das besondere an Olux war, dass niemand ausser June ihn sehen oder hören konnte. Und das, obwohl er alles andere als schüchtern war, wie der Hase. Olux trug grellbunte Kleider und Kappen, hatte die Größe eines mittelgewachsenen Koboldes, saß mit Vorliebe in der Wand und gab zu allem und jedem gefragt oder ungefragt seine Meinung ab.
Olux war es, der June die Welt in ihren Grundzügen erklärte. Kaum etwas, auf das er keine Antwort hatte, fast alles konnte er erklären, sogar die Geräusche aus dem Schlafzimmer nebenan.
Und während Olux noch tolerierte "Fantasie" war, in Junes Famile, waren die Ratschläge, die er gab, meist nicht mehr so akzeptiert. Es hing immer davon ab, was Olux sagte, ob es Fantasie war oder Lüge. Sehr verwirrend für June.
Bis Olux eines Tages ging und nie wieder kam. Da wurden die Dinge wieder klar. June war verlogen.
Ein Kind, das klar entschied: Lieber verlogen und weniger oft bestraft als ehrlich und öfter. Vielleicht die erste weitreichendere bewusst rationale Entscheidung über die Konstruktion des Selbst.
Und June lernte bald: Nicht die Lüge ist das Problem, sondern das erwischt werden. Bald dachte sie nicht mehr darüber nach, ob es wirklich Sinn macht zu lügen, nur darüber, wie zu lügen ist, um die Wahrheit möglichst lange, am besten gar nicht, ans Licht kommen zu lassen.
Später dann begann sie zu fühlen, wann eine Lüge wieder als solche erkannt worden war. Über Kilometer hinweg fühlte sie es. Mitten in der Schulstunde, mitten im Spiel, es war ein eisiger Schnitt ins Herz - Sie konnte die Wut der Mutter spüren. Und irrte sich nie.
Das mit dem Lügen gab June eines Tages auf. Sie wurde des Lügens müde. Tödlich müde.
Die Fähigkeit Emotionen bestimmter Menschen zu spüren, hat sie bis heute nicht verloren. Sie dringen in ihr Innerstes, ungefragt.
Oh Gott, wie June das hasst!
Der zweite Freund hieß "Olux". Das besondere an Olux war, dass niemand ausser June ihn sehen oder hören konnte. Und das, obwohl er alles andere als schüchtern war, wie der Hase. Olux trug grellbunte Kleider und Kappen, hatte die Größe eines mittelgewachsenen Koboldes, saß mit Vorliebe in der Wand und gab zu allem und jedem gefragt oder ungefragt seine Meinung ab.
Olux war es, der June die Welt in ihren Grundzügen erklärte. Kaum etwas, auf das er keine Antwort hatte, fast alles konnte er erklären, sogar die Geräusche aus dem Schlafzimmer nebenan.
Und während Olux noch tolerierte "Fantasie" war, in Junes Famile, waren die Ratschläge, die er gab, meist nicht mehr so akzeptiert. Es hing immer davon ab, was Olux sagte, ob es Fantasie war oder Lüge. Sehr verwirrend für June.
Bis Olux eines Tages ging und nie wieder kam. Da wurden die Dinge wieder klar. June war verlogen.
Ein Kind, das klar entschied: Lieber verlogen und weniger oft bestraft als ehrlich und öfter. Vielleicht die erste weitreichendere bewusst rationale Entscheidung über die Konstruktion des Selbst.
Und June lernte bald: Nicht die Lüge ist das Problem, sondern das erwischt werden. Bald dachte sie nicht mehr darüber nach, ob es wirklich Sinn macht zu lügen, nur darüber, wie zu lügen ist, um die Wahrheit möglichst lange, am besten gar nicht, ans Licht kommen zu lassen.
Später dann begann sie zu fühlen, wann eine Lüge wieder als solche erkannt worden war. Über Kilometer hinweg fühlte sie es. Mitten in der Schulstunde, mitten im Spiel, es war ein eisiger Schnitt ins Herz - Sie konnte die Wut der Mutter spüren. Und irrte sich nie.
Das mit dem Lügen gab June eines Tages auf. Sie wurde des Lügens müde. Tödlich müde.
Die Fähigkeit Emotionen bestimmter Menschen zu spüren, hat sie bis heute nicht verloren. Sie dringen in ihr Innerstes, ungefragt.
Oh Gott, wie June das hasst!
Anais - am Dienstag, 1. Juni 2004, 20:46 - Rubrik: sodbrennen