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sodbrennen

Wie die, die das hier zwischendurch ein bisschen verfolgen wissen, war hier jetzt lange Zeit ziemliche Funkstille. Mir war die Lust am Bloggen vergangen und Energien anderweitig zu sehr gebunden - in einem Bereich meines Lebens über den ich hier dezidiert *nicht* schreiben will.
Auch bei den NachbarInnen hab ich immer wieder gelesen, aber die Lust mich dazu zu äußern fehlte völlig.

Und ausgerechnet jetzt, als diese Lust wieder kam, sind es Streitigkeiten, die es mir schwer machen, ihr nach zu kommen. So viele Themen die mich reizen würden und ständig dieses Gefühl, es würde einem als Parteinahme ausgelegt - nicht für oder gegen eine Aussage, sondern für oder gegen die Person, die dahinter steht.

Das ist ein sehr ungutes Gefühl.

"Also, June", sag ich mir, "halt einfach die Klappe und beschränk dich auf deinen eigenen Schrebergarten." Und leise grummelnd tue ich mein Bestes mir selbst zu gehorchen. - Ich hätte nämlich furchtbar Lust zu streiten, aber gar keine, jemanden dabei zu verletzen.

Falls ich das wieder mal verdrängen sollte: Es gibt auf der Welt definitiv nichts frustrierenderes als schlechten Sex.

Da nutzt auch der Vollmond nix.

Wie gern ich irgendwann wieder zu etwas so richtig aus Überzeugung "Ja" sagen können möchte. Ich habe es so satt aus einer Liste das auszuwählen, das für mich das "geringste Übel" darstellt oder womit ich "gerade noch leben" kann oder klar komme. Das zieht sich mittlerweile wie ein roter Faden durch mein Leben und schließt Wahlen mit ein, aber ich hab's getan, ich hab mein Kreuzerl gemacht.

Jetzt wäre mir nach Rotwein, nach einem satten, kräftigen Rotwein, nur habe ich keinen.

Die Mondin hat mich gestern Nacht wieder getrieben. Bilder gibt es keine mehr von ihr, mein Speicherplatzlimit diesbezüglich ist aufgebraucht, ich müsste erst wieder Fotos löschen, um neue hinaufladen zu können und das will ich nicht.
Sie hat mich hinausgetrieben in die Nacht, weil hier sein warten geheißen hätte und ich des Wartens so überdrüssig bin.
Kurz dachte ich daran C. eine SMS zu schreiben, doch dann habe ich es vorgezogen allein zu flüchten, denn eigentlich wollte ich gar keine "Ansprache", wollte ich kein "Du", wollte einfach nur raus in die Nacht unter lauter Fremde, unter Menschen sein und doch allein. Vielleicht auch Einsamkeit zelebrieren.

Doch sie lassen einen nicht, die Menschen, sie lassen das Außerhalbbleiben nicht zu. "So eine schöne Frau und so allein?" - Ach fick dich doch ins Knie. Ich will auch keine Drinks. Zumindest meinen Rausch kann ich mir noch selbst finanzieren, da bin ich autonom.

Ich kam dennoch ohne einen solchen nach Hause. Die Rosen landeten im nächsten Mistkübel. Ich kann es nicht mehr, dieses Spiel, ich mag es nicht mehr, dieses Spiel. So hohl, so leer, so ausgelutscht, so viel zu viel des Immerselben, unoriginell und lähmend. Ich mag Männer, solange ich nicht zu vielen von ihnen auf "freier Wildbahn" begegne, diese selbsternannten Jäger verlieren alles an Menschlichkeit.

Testosteronmarionetten.

Über eine dieser "Sozial Networking"-Plattformen, bei der ich schon seit einiger Zeit Mitglied bin, hat er mich gefunden und versucht wieder Kontakt aufzunehmen. Ein bisschen habe ich mich heute morgen durch seine Beiträge und Bilder geklickt.

Am Pool wechselte bei wunderbaren 30+ Graden und Wind Sonne und Wolken. So, dass es unter den Palmen nie zu heiß wurde. Ideal um zu lesen oder eben Gedanken nachzuhängen.

Es scheint, als hätte er sich kaum verändert, M. Immer noch großspurig, immer noch überdreht, immer noch Parties und "Chicks" und Highlife.
Mir war das damals schon oftmals peinlich. Doch dem Mitte-Dreißigjährigen (zu erfolgreich, viel zu viel Geld gemacht in zu kurzer Zeit, aus desolatem Elternhaus ohne Erziehung mit schlechten Manieren und zu großer Klappe) konnte man es noch verzeihen, da konnte er noch so etwas wie "Lausbubencharme und -übermut" geltend machen und war ich mit ihm allein fiel all das clowneske von ihm ab.

Wir hatten eine tolle Zeit, M. und ich. Ihn heute so zu sehen (wenn auch nur auf Bildern), so zu lesen, trifft mich, ein peinlicher, alternder, krampfhaft jugendlich-oberflächlicher Playboy. Bleibt nur zu hoffen, dass er wenigsten immer noch so gut fickt wie damals.

Heute weiß ich wieder, was ich ganz besonders nicht mag, an diesen Plattformen. - Eine Chance weniger, die Vergangenheit ruhen zu lassen, eine Gelegenheit mehr, Erinnerungen den Charme von vergammeltem Kühlschrankinhalt zu verleihen.

Warten auf G., der heute das erste mal seit fast drei Jahren bei mir übernachten wird (das Wetter ist wirklich nicht nach übernachten auf dem Boot).
Den ganzen Tag über habe ich schon Kopfschmerzen, den ganzen Tag über habe ich gehofft, er sagt ab, sagt, es wäre nicht möglich, ich möchte mich doch nur unter meine Decke verkriechen und nichts und niemanden sehen, aber jetzt geht kein Rückzieher mehr.

"Bravo, June, echt bravo! - Ach würdest du deine Überreaktionen nur endlich in den Griff bekommen! Deine blöden Kompensationsaktionen, die dir noch nie etwas gebracht haben. Als wären Männer austauschbar, als wäre die Sehnsucht nach dem Einen zu stillen durch die Anwesenheit des Anderen, als wäre es nicht Verrat an allen, vor allem an dir selbst."

Sie hat ja so recht, so furchtbar recht. Aber jetzt werden wir das Beste draus machen, werden in aller Ruhe Baden und versuchen irgendwie in Stimmung zu kommen, weil die Alternative, ihm wenn er kommt heulend in die Arme zu fallen, auch keine ist und er das aller Voraussicht nach auch nicht verstehen würde:
"Öhm, du, weißt du, ich wollte eigentlich nur, dass du alles tust um Zeit mit mir verbringen zu können, weil einem Anderen das nicht im Traum einfallen würde - und, ach ja, das weißt du ja nicht, ich diesen Anderen blöderweise liebe, und jetzt geht es mir damit, dass *du* da bist keinen Deut besser, sondern mir ist eigentlich zum Heulen, das mach ich jetzt die nächsten paar Stunden und du darfst mir Taschentücher reichen."

Sowas in der Art wäre sicher der Renner.

Also rein in ein heißes Bad, raus aus dem Grübeln, rein in andere Gedanken und beten, dass er sie nicht überbewertet, diese gemeinsame Nacht.

jeder Versuch einer befreienden Aussprache in einem Streit endet, wird mir wohl ein ewiges Rätsel bleiben ...

Es ist immer dasselbe. Über 2000 Tage dieselbe Leier und immer wegen demselben Typen. Kann irgendjemand nachvollziehen, wiesehr sie mir auf die Nerven geht, dieses Bündel an Hormonen und unkontrollierten Gefühlswallungen.
"Ich fühle ihn, Anais", jammert sie, "nicht nur, die Nähe, wenn er in meinen Armen liegt, ich fühle seine Gedanken, seine Nähe, seinen inneren Widerstreit."

Weil sie immer nur glaubt, was sie glauben will, völlig unzugänglich ist für das Offensichtliche, für die Fakten. "Er ist es", lag sie mir in den Ohren wegen des Fremden, "er ist endlich der, der den Platz einnehmen könnte. Lass mich, Anais", penzte sie, nur um dann, als ich begann mit ihm Freundschaft zu schließen doch wieder rückfällig zu werden und dann mit angezogenen Knien und verschränkten Armen trotzig im Eck zu sitzen und zu lamentieren: "Ich kann das nicht, Anais, ich bin seine Frau."

Ich habe keine Lust mehr, ihr nachzugeben, sie nervt mich zu Tode und sie ist langweilig in ihrer Gebetsmühlenartigkeit - unerträglich langweilig.

Naja fast. Mein Router lässt mich nicht mehr ins Internet. Wie schön, dass zumindest ein (wenn auch schwaches) ungesichertes Netzwerk in Reichweite ist. (Es lebe die Großstadt!)
Dennoch werde ich mich jetzt wohl auf die Suche nach einem Helden machen, der mir das wieder hinbastelt. An der Internetverbindung selbst liegt es nach Auskunft meines Providers nämlich nicht ...

Wie ich so etwas hasse.

Was vormals "die Natur" war, das ist wohl heute die Genetik, die Kraft, die bestimmt, wie Menschen zu sein haben, wofür sie bestimmt sind.
"Die Natur", besser "das Widernatürliche" war es, der über Generationen hinweg Frauen es zu verdanken hatten, dass sie "behandelt" wurden, psychiatrisiert, eingesperrt, manchmal sogar zu Tode gefoltert.
Frauen, die sich ihrer Rolle widersetzten, zu sexuell aktive Frauen ebenso wie "frigide" Frauen, erst recht geniale Frauen.

Vorbestimmtes Schicksal, natürlich/genetisch bedingt - Frau sein "von Männern nicht für voll genommen werden", nicht einparken können, nur als Flickmaterial in sozialen Beziehungen zu gebrauchen, ... die Zuschreibungen sind uralt, da ist nichts Neues, nichts Spannendes. Alles beim Alten, nur heute eben durch eine neue Wissenschaft abermals abgesichert, die Genetik, die derzeit vermutlich noch spekulativste Wissenschaft, die sich finden lässt. Egal, sie zementiert ein, dass sein muss was sein soll.

All diese (viel zu wenigen) genialen Frauen, deren Schicksal festgehalten wurde (Literaturliste auf Anfrage bei mir erhältlich), die in vielen Fällen zu Tode gequält wurden im krampfhaften Versuch sie von ihrer "Widernatürlichkeit" zu "heilen" - logisch weitergedacht litten sie nach heutigen Maßstäben wohl an einem Gendefekt.

Ach ist das beruhigend zu wissen.

Nein, bitte lasst mich aus mit diesem Thema. Ich streite ja nicht ab, dass unsere Erbanlagen uns prägen, aber was uns zum Menschen macht ist die Freiheit dieser Disposition nicht zwangsläufig ausgeliefert zu sein. Und bevor wir uns wieder darauf konzentrieren, was denn "die Natur" "der Frau" so verordnet hätte, lasst es uns endlich feiern, dass wir erstmals in einer Zeit leben, in der wir die Möglichkeit haben herauszufinden, was wir wollen und können.

Wer eine Entschuldigung für sich braucht, warum ein neuer, noch kaum betretener Weg nicht beschritten werden soll, am besten nicht einmal (an)gedacht werden soll, die/der darf sich ja eh ein hübsches Bild einer DNA-Sequenz in das Winkerl hängen, in dem früher noch ein Kreuz hing und das Kerzerl, das darunter brannte, nicht ausgehen durfte.

Wir haben schließlich alle unsere Schwächen.

"Sobald Psyche existiert, spricht und entfaltet sie sich nur in der Liebe." schreibt Julia Kristeva in "Geschichten von der Liebe".
Und es ist ein wunderbarer Bogen, den sie spannt, von Platon bis Freud zwischen "Liebeswahn" und "schändlicher Manie", des "in den Falten des Seins und des Logos Verborgenen".

Seit diesem ernüchternden Treffen mit H. versuche ich also wieder all das, das mich nicht loslässt, vom Bauch in den Kopf zu bringen in der Hoffnung, das würde den Körper zum Schweigen bringen.
Und es ist auch nicht der Körper, der nach Berührung schreit, in ihm manifestiert sich die Sehnsucht der Seele, die Sehnsucht nach dem Einen, der fähig ist die Barriere der Haut zu durchdringen und das tiefste Innerste zu berühren, für Momente zu befreien.
Alles Andere ist schal, schlägt Wunden, entwürdigt.

Der Ekel vor mir selbst hat gerade wieder von mir Besitz ergriffen.