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als ich am nächsten morgen in die küche komme - nein, nicht komme, das klingt so nach aufrechtem gang, eher schlurfe, beinahe schon krieche, obwohl, das ist dann auch wieder übertrieben.

als ich also am nächsten tag in meiner üblichen schlaftrunkenen und morgenmuffeligen art in die küche komme, sitzt sie immer noch auf diesem tisch, barfuß in ihren jeans und dem schwarzen mohair-pulli, von dem sie immer noch sehr konzentriert die federn entfernt. also wäre genau hier die zeit stehen geblieben.

ich finde es sehr höflich von ihr, dass sie mich ignoriert, während ich mich mit dem wieder einmal verklemmten drehverschluss der espressomaschine abmühe. ich mag menschen - oder auch alle anderen wesen -, die meine garfield'sche "don't talk to me until I had my first cup of coffee"-ausstrahlung richtig zu deuten wissen.

dafür hat sie sich auch eine tasse verdient - und eine zigarette. und so sitzen wir einander gegenüber, sie auf dem tisch, ich auf der anrichte und lassen die füsse baumeln.

"also erzähl nochmal", durchbricht sie schließlich doch das schweigen, "du glaubst nicht an die schwerkraft, aber du glaubst an engel?".

na wenigstens ein thema, bei dem ich nicht denken muss, denke ich und unterdrücke ein gähnen.
"nein, ich glaube auch nicht an engel. ich glaube nicht an dinge, die einfach existieren, was würde das auch für einen sinn machen?
ich glaube nicht an häuser, autos, blumen, die schwerkraft, engel oder die tasse kaffee, an der ich mir gerade eben die finger verbrannt habe.

ich glaube an so dinge, wie frieden, das große glück. ich glaube an echte partnerschaft - nicht an seelenverwandtschaft, mit der ist es wie mit der schwerkraft, die spürt man einfach, wenn sie da ist.
ich könnte vielleicht auch an gott glauben, aber der interessiert mich ehrlich gesagt nicht."

"dann glaubst du also auch nicht an die liebe?"

"nein, ich glaube nicht an die liebe. nicht an die kleine liebe, oder die mittelgroße oder die eintagsliebe.
aber ich glaube an die große liebe und daran, dass man sie erkennt, wenn sie einem begegnet, einfach so, als hätte man sie immer schon gekannt."

"wie die schlafenden prinzessinnen im märchen?" grinst sie.

ja, vielleicht hat sie recht. vielleicht ist meine großmutter an allem schuld, denke ich, und springe von der anrichte. das hat sie nämlich immer gehasst, das sitzen auf der anrichte. das war nur zu weihnachten erlaubt, beim keksebacken, aber das ist eine andere geschichte.

[to be continued]