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"Von allen Perversionen ist die Keuschheit die abartigste. Habe ich zumindest mal gelesen..." (kyra)

"Mein Name ist June, ich bin Ende 30, ich bin (so gut wie) monogam, ich kann Liebe und Sex nicht trennen." - so würde das dann wohl klingen, bei den AK (den anonymen Keuschen), nicht?

Nein nein, verstehen Sie mich nicht falsch, ich hatte jede Menge Sex mit Männern, die ich nicht liebte. Aus unterschiedlichsten Gründen. Meist aus Trotz.
Also doch nicht keusch? Ok, na gut. Dann eben nicht AK (klingt ohnehin so nach Mitgliedsbeitrag), sondern AM.

Dennoch. Madame U. und do-it-yourself hat mir mehr Leidenschaft und Lust bereitet als einer dieser Herren, die aus allen möglichen Gründen in meinem Bett landeten, jedoch nicht, weil sie - lassen Sie es mich kitschig ausdrücken - "mein Herz höher schlagen ließen".

Irgendwann kam unausweichlich und immer der Moment an dem ich mich fragte "was mache ich da?". Der Moment, in dem ich mich bei Mr. Right fallen lassen kann, in dem Körper und Kopf eins sind, eins in Verlangen und Lust, der Moment war es, in dem ich in solchen Situationen meinen Körper verließ, Zuschauer war. Manchmal belustigt, manchmal beinahe peinlich berührt oder teilweise sogar Haltungsnoten vergebend. Mir selbst fremd und abgetrennt von meinem Unterleib.

Ohne Anflug des Verliebtseins spielt mein Körper mit, meine Seele klinkt sich aus. Was bleibt ist Leere danach - im besten Fall. Manchmal auch Trauer oder Schmerz, der Schmerz der "ontologischen Differenz"(?).

Sie sehen, ich bin unheilbar romantisch, nicht in der Lage, Gefühle und geschlechtliche Lust befriedigend zu trennen, eine krankhaft den Geschlechtsakt mystifizierende Ewiggestrige, wie mir manchmal scheint.

Zudem jedoch gehöre ich zu den Personen, die nachts ihr Handy nicht abschalten.
Sie fragen sich, was das eine mit dem anderen zu tun hat? Ein bisschen Geduld, um den Bogen zu spannen sind jetzt einige kleine Ausflüge nötig.

Ich schalte mein Handy nicht ab nachts. Nie - naja so gut wie nie. Notfälle, Sie wissen ja - oder ER, oder ... ach lassen wir das. Nachts ruft mich niemand an. Meine Freunde wissen, dass mein Schlaf mir heilig ist und andere haben meine Nummer nicht.

Letzte Nacht passierte es dennoch. - ER.
okay, fast-ER, na gut ex-ER um genauer zu sein ein ex-ER und wer es ganz genau wissen möchte: der vor-ex-ER. M.

Der vor-ex-ER mit den zwei Kindern, der zwei Jahre lang mit mir seine Frau betrog bis die Ehe zerbrach und unsere Affäre auch. Was nicht direkt miteinander in Zusammenhang gebracht werden sollte. Unsere Affäre starb einen langsamen Tod, den Tod der Gewohnheit. Ja, das kann auch mit Affären geschehen, auch Heimlichkeiten können alltäglich werden, sich abnützen. Selbst die schönsten Hotelzimmer unterscheiden sich irgendwann einmal nicht mehr voneinander, die Mails und Telefonate kühlen ab, die Treffen werden seltener. Und dann kam Henry, der Rest ist Geschichte.

Gestern Nacht also riss mich das Telefon mitten aus dem Dämmerzustand im Halb-Traum des Einschlafens. So unvermittelt, dass ich von einer Sekunde zur nächsten hellwach war. Wach genug, um mir eine Zigarette anzuzünden (ja, ich rauche im Bett und ich weiß, das tut man nicht) und mich wirklich über den Anruf zu freuen.
Es wird Zeit, meinte er, dass wir uns wiedersehen. Nach den ersten holpernden Minuten kam sie langsam wieder, die alte Vertrautheit, die ich nie jemals ganz mit Menschen verliere, die mir einmal wirklich nahe waren. Ja, das Gespräch wurde zum Flirt, gewann eine Schlüpfrigkeit fast wie damals und dann kam es, das Thema, sein Thema, der Wunsch, den ich ihm immer ausgeschlagen hatte: Der Club-Besuch.

Aber nein, nein, nein, ich habe nichts zugesagt. Es war ein Flirt, ein leises Necken, ein bisschen "damals" - Sie wissen schon - und eine Verabredung zum Essen am kommenden Wochenende. So, wie wir alle heiligen Zeiten miteinander essen waren, wenn er in der Stadt war, nach dem "uns".

Dennoch: Vielleicht sollte ich es tun. Vielleicht sollte ich endlich meine spießbürgerliche Seele so richtig auf den Prüfstand stellen.
Keine Verliebtheit, keine Liebe, kein Herzschmerz, kein Trotz. Und trotz-dem ....

Weib! Zu Hilfe!.
Ich weiß doch nicht mal, was frau da anzieht.
Gibt es einen "Elmayr" für Swingerclubs?
Wie sagt frau dort richtig "nein"?
Ist es unschicklich das Küssen zu verweigern?

Ich glaube fast, ich bleibe doch lieber was ich bin - ultimativ pervers. Was meinen Sie?