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stehen wir mit einem Glas in der Hand in der kühlen Nachtluft, June und ich.
Ich streiche ihr eine Strähne aus dem Gesicht und nehme die Träne gleich mit.

Es ist gut so, June. All das darf sein. Auch der Wunsch, dir selber zu entfliehen. Geh nur. Und lass dir Zeit mit dem Wiederkommen.

beide, Henry und June.

Und eines seltsamen Abends liegen sie einander doch wieder in den Armen, einander verschlingend als wäre es der Anfang, nicht das Ende.

Woher ihr Erschrecken über seine Leichtigkeit einen fremden Mund zu küssen und wieder andere - auch fremde - Körper zu liebkosen, zu begehren, sich ihnen hinzugeben?
Woher ihr Befremden über sein Bemühen eine gänzlich Unbekannte für sich zu erobern?
Be-Fremden.
Nein, keine moralische Entrüstung, "nur" Befremden. Fremd. Er. Henry.

So viel fremder als der, der gekommen ist, sie zu ent-decken, ent-blößen (von allem, was Schutz war).
Sie zu ent-tarnen, ent-fernen (von allem, was wichtig war).

June liebt Mr. E(nt-) und sehnt sich nach Henry, nach dem, der er war.

And sometimes she's just sitting there in the corner, wondering who the fuck he really was: Henry

Fading like a dream.

Sie explodiert unweigerlich unter dem Druck einer künstlichen Einheit. Und entflieht in alle Richtungen.

June hat Hunger, unbändigen Hunger nach der Vielfalt des Lebens. Sie ist süchtig nach Spiegeln, als könnte eine möglichst große Anzahl an Spiegeln ihre Fragmente zu einem Ganzen zusammenführen und ihren Kern offenbaren.

"Narziß vor seinem Tümpel will erschaffen werden, zum Dasein aufgebaut werden; er sucht das Wunder einer anderen Geburt. Die erste Geburt ist oft ein Misserfolg. Er sucht die Liebe, die ihn zur Welt bringt. Leidenschaft genügt nicht, weil sie nicht aus dem wahren Kern des Liebenden kommt. Nur Liebe will erkennen und schaffen und das Geliebte retten."
(Anaïs Nin)

Sie lügt, wenn sie sagt, dass sie Henry liebt oder Henry nicht mehr liebt oder geliebt hat oder nie geliebt hat.

June lügt. Und June ist grausam.
June ist grausam, wenn sie ihn anklagt, sie nur angesehen, aber nie gesehen zu haben.
June ist grausam, wenn sie sagt, er habe sie nur berührt, niemals gefühlt.
June ist grausam, wenn sie behauptet, er habe sie nur gekannt, niemals jedoch erkannt.

June ist grausam, wenn sie erzählt, sie würde erschaudern vor diesem Henry, der sich ihr nun offenbart. Diesem Henry, der den Eindruck erweckt, er würde auch über Leichen gehen, wenn er sagt, er will sie haben.
Im Zweifelsfall auch über die ihre.

June ist grausam und lügt.
Und June verletzt mit jedem Wort, weil sie die viel tiefer liegende Gewissheit nicht ertragen kann, dass sie all das, was sie ihm vorwirft längst gewusst hätte, hätte sie ihn gesehen, erkannt, gefühlt.

Dass sie sich nicht gewandelt haben im laufe der Zeit, der eine in das Bild, das sich der andere von ihm gezeichnet hat, dass sie sich nicht unterworfen haben, der eine den Träumen des anderen, ist eine Erkenntnis, die beide zu Monstern macht, jeden auf seine Art.

Dein Selbstverständnis ist so: Du hast schon als Teenie zu spüren bekommen und durch einen "objektiven" Blick in den Spiegel dir selbst vermitteln können: Ich seh überdurchschnittlich gut aus. Ich bin dünn und langbeinig und langmähnig, also alles was die Journale so fordern.
Dieser Frauentyp, der einfach schon in der Schule weiss: "Mich würde kein einziger in der Klasse und am Schulhof von der Bettkante kippen, ich bin einfach ein Babe."

Und jeder, auch die, die eigentlich auf nicht so groß oder eigentlich auf mehr Holz vor der Hütte oder eine Spur mehr Fleisch auf der Hüfte stehen, auch die würden nicht nein sagen.

Ein Babe ist einfach eine, bei der keiner "nein" sagen würde. Und irgendwie hat dir das gefallen. Du bist nicht auf die Rocklängen-Bremse gestiegen; du hast keine Veranlassung gesehen, nicht die allerengste Jean zu wählen usw.
Ist ja irgendwie klar: Wenn alle wollen, kann man sich daraus die hübschesten Kerle aussuchen - und wer würde das nicht, auch die beste Freundin würde, wenn sie nur könnte.

So ab der dritten, vierten Klasse merkt man, dass es auch sonstige Vorteile gibt. Auch wenn man nichts weiss, gibts noch ein Genügend und wenn man ganz gut ist gibts ein Sehr Gut, ein richtig gesetzter Blick aus diesen blauen Augen unter dieser blonden Strähne richtet das.

Das süsse Gift der Babe-Korrumpierung zieht sich durch das in mancherlei Hinsicht leichtere Leben wie ein roter Faden. Auch wenn das Babe später intellektuelle Ansprüche entwickelt, ganz weicht diese Selbstgewissheit nie: "Wenn ich wollte, könnte ich auch den oder das haben. Ich bin halt eine Frau-Frau und das setzt mich ab von Frauen. Und dieses Frau-Frausein duelliert sich unausgesetzt mit der allenfalls dahinterliegenden Persönlichkeit, die als solche einfach nur sein und erkannt werden will.

Im Zweifel siegt vielleicht nicht immer, aber doch meistens die Frau-Frau.


That's what he said and she nodded and smiled:

"Es kann mir noch so dreckig gehen, irgendeinen finde ich immer, der mir den Champagner zahlt."

Sie starb in der Nacht, in der sie Henrys Buch las, an seiner Brutalität.
"Ich bin das nicht, ich bin das nicht worüber er schreibt. Es ist eine Verzerrung. Er sagt, in lebe in Verblendung. Aber er tut es, er ist es, der mich nicht sieht, der die anderen nicht sieht, wie ich bin, wie sie sind, er macht alles abscheulich."

Der Leidenschaft zum Trotz, die Henry und June so oft beschrieben haben, glaube ich nicht, dass sie sich jemals wirklich gefunden, dass sie sich einander hingegeben, einander erkannt haben.

"June isst und trinkt Symbole. Henry hat keine Verwendung für Symbole. Er isst Brot, nicht Hostien"
(Anaïs Nin)

June und ich suchen, woran Henry nicht zu glauben vermag.

vor langer zeit im gargano in apulien erhielt ein kleines, dünnes mädchen seinen ersten scheuen kuss, ein geschenk und eine prophezeiung.

"sieben ist eins und eins ist sieben und darunter ist ein herzschlag." und der puls ging rasch, sehr rasch, als er ihn ihr überstreifte, der junge mit dem zerzausten dunklen haar und den frappierend strahlend blauen augen.

"lebe, kind, nimm alles, was das leben dir geben kann und lebe heute, ein morgen wird es zu bald nicht mehr geben." das klang seltsam tröstlich in den ohren des mädchens. nie so alt werden. keine zahnlücken, nicht solche falten oder der gebeugte rücken.

und so begann sie das leben zu inhalieren, zu trinken, mit all seiner bitterkeit und süße, ohne morgen, 2 x 7 jahre lang, bereit am leben zu ersticken oder sich mit ihm zu vergiften. welche rolle spielte das schon.

bis es begriff, das mädchen, dass es betrogen worden war und nie gelernt hatte, die zukunft zu lieben und die sicherheit - oder gar ihr zu vertrauen.

"stell sie mir vor, sagt die frau, mach mich mit ihr bekannt, mach uns vertraut und nimm mir die scheu.
5 x 7", sagt die frau. "es ist zeit, höchste zeit."

2004


"ich möchte quantenphysikerin werden. irgendetwas bis zu einem gewissen grad philosophisches machen, fern von allem menschelnden - fern von diesem sumpf an emotionen und empathien. quantenphysikerin - oder mathematikerin, von mir aus programmiererin - oder von mir auch auch nur buchhalterin."

"tu es!" - that's henry.
und manchmal liebe ich ihn so sehr dafür, dass er mich direkt übersetzt und mir dann bitterschokolade schenkt und musik und mich auffängt, auch ohne mich verstehen zu müssen.

and all I wanna say is: "thank you! thanks so much 4 just being there."

soviel, das mich zerreißt. so viel achterbahn.

nur du

bist da

einfach so.

ich würde es verstehen, wenn du gehst. danke, dass du bleibst.

a long time ago, this was my song:

First when there's nothing
But a slow glowing dream
That your fear seems to hide
Deep inside your mind

All alone I have cried
silent tears full of pride
In a world made of steel,
made of stone

Well I hear the music, close my eyes, feel the rhythm
Wrap around, take a hold of my heart

(...)

I can have it all, now I'm dancing for my life ...

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strange thing how music inflames temperament.

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those damn ups and downs - head against heart.
wish you love and wish you well - if you believe in it.