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phyllis meinte am 16. Feb, 20:33:
Und ich kann gar nicht richtig streiten:
Ich habe so gut wie überhaupt keine Praxis. Der einzige Mensch, der daran vor langer Zeit einmal zeitweilig rüttelte, war ein orientalischer Geliebter.
Er war fest davon überzeugt, dass nur äußerste Provokation mein wahres Ich zum Vorschein brachte; meine konziliante Art schien ihm verlogen, mein Harmoniebedürfnis eine Sackgasse. Es brauchte unglaubliche Energie, mich aus meinen gewohnt freundlichen Umgangsformen herauszuhebeln, doch er schaffte es immer wieder. Dann, wenn ich weinte und schrie, meine Worte nicht mehr wählte und ihn manchmal sogar physisch angriff, war er zufrieden.
Warum ich da mittat? Ich war verliebt, neugierig und höllisch angesext. Für diese drei war das Gefühl, mich nicht mehr hinter meiner höflichen Haut verstecken zu können, ziemlich befreiend.
Eine Weile.
Ich weiß, Sie beide sprechen von etwas ganz anderem. Aber ich hab' mich einfach gefreut, hierher zu kommen und diese Erinnerung war die erste, die mir eingefallen ist.
Es ist schön hier. Es gibt einen Mond. Und Veränderungen.
Lassen Sie sich bitte nicht ausbremsen, June. Wenn ich das sagen darf?

Und die Stühle.
Da sind wir schon zwei, die dazwischen sitzen. Vielleicht spannen wir ja einfach einen Schirm auf und nennen es Picknick ; ) 
june antwortete am 16. Feb, 21:15:
Liebe Frau Phyllis,

wir sollten diesbezüglich ein Talentsharing-Projekt machen, gern auch bei einem Picknick. Ich gehöre ja zu denen, die furchtbar schnell die Wände hoch gehen (so zickendezeitbombe und so). Für mich ist jeder Partner die ultimative Herausforderung, der mit meinen Explosionen nicht umgehen kann, das zu ernst, zu persönlich nimmt. Nicht zwischen dem Anlass für meine Wut und seiner Person unterscheiden kann.

Ich bin wie ein Silvesterkracher, das macht mal "Bumm" und damit hat es sich auch schon wieder.
Auf der Habenseite glaube ich für mich verbuchen zu können, dass ich dafür nicht nachtragend bin. Grundbedingung dafür ist aber eben, dass ich was da ist rauslassen konnte, und nicht in mich rein fressen musste.

Ein Partner also, den ich so liebe, dass ich mich seinetwegen zurücknehme, um seine Grenzen nicht zu übertreten, ihn ja nicht zu verschrecken, wird irgendwann notgedrungen eine Distanz zwischen uns aufbauen, die nicht mehr zu überbrücken ist. - Gilt natürlich auch für andere Menschen in meinem Leben, die mir nahe sind.

Mein bester Freund ist selbst die Ruhe in Person, aber wenn er mich anruft um zu fragen, ob er vorbei kommen kann und ich sage: "Besser nicht, ich bin heut echt sauer", dann gehört er zu den Menschen die sagen: "Bist du deppert, das lass ich mir doch nicht entgehen!" - Der kann das wirklich genießen, sitzt auf meiner Couch, schaut mir beim rumschimpfen zu wie irgendeinem Wesen von einem anderen Planeten und amüsiert sich köstlich.

Also so, wie es bei Ihnen ungeheure Energie braucht, um Sie aus Ihren gewohnt freundlichen Umgangsformen herauszuhebeln, so braucht es für mich enorm viel Energie, diese nicht zu verlassen - das ist was für den Job, das ist was, wofür man mir angemessenes Schmerzengeld bezahlen muss. :)

Ich will dabei niemanden verletzen, körperliche Angriffe im Sinne von Prügeleien gehören in meine Kindheit und Jugend, ich bin halt wie ein Teekessel, der, wenn er nicht pfeifen darf, irgendwann explodiert - oder eben die Quelle meiden muss, die diesen Überdruck erzeugt - obwohl ich das eigentlich mag. - Also Menschen, Gedanken, Ideen, die mich so oder so "aufrütteln", aus meinem Trott reißen.

Ich danke jedenfalls herzlich für diesen Anreiz für diesen Monolog. - Und ich denke: SOSEHR sprechen wir gar nicht von was anderem. Das trifft sich schon. (Zumindest für mich - wie Melusine das sieht, kann ich natürlich nicht beurteilen.) :) 

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