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Wie die, die das hier zwischendurch ein bisschen verfolgen wissen, war hier jetzt lange Zeit ziemliche Funkstille. Mir war die Lust am Bloggen vergangen und Energien anderweitig zu sehr gebunden - in einem Bereich meines Lebens über den ich hier dezidiert *nicht* schreiben will.
Auch bei den NachbarInnen hab ich immer wieder gelesen, aber die Lust mich dazu zu äußern fehlte völlig.

Und ausgerechnet jetzt, als diese Lust wieder kam, sind es Streitigkeiten, die es mir schwer machen, ihr nach zu kommen. So viele Themen die mich reizen würden und ständig dieses Gefühl, es würde einem als Parteinahme ausgelegt - nicht für oder gegen eine Aussage, sondern für oder gegen die Person, die dahinter steht.

Das ist ein sehr ungutes Gefühl.

"Also, June", sag ich mir, "halt einfach die Klappe und beschränk dich auf deinen eigenen Schrebergarten." Und leise grummelnd tue ich mein Bestes mir selbst zu gehorchen. - Ich hätte nämlich furchtbar Lust zu streiten, aber gar keine, jemanden dabei zu verletzen.
MelusineB meinte am 15. Feb, 10:39:
Mir geht´s gerade umgekehrt. Ich spüre, dass ich vor allem verletzen will, aber gar nicht mehr streiten, weil´s mir egal ist, was der andere denkt, so kotzt der mich an. Deshalb halte ich dann die Klappe. Weil ich mich sonst so benehmen würde, wie ich´s bei dem verachte.

Trotzdem: Es ist nicht so, dass man mit niemandem streiten kann, ohne dass die Verletzungen eskalieren. Es sind ganz bestimmte Menschen, die anderen das Wort regelrecht abschneiden bzw. die Kehle zuschnüren, weil die sich sonst auf deren Niveau erniedrigen müssten. 
phyllis meinte am 16. Feb, 20:33:
Und ich kann gar nicht richtig streiten:
Ich habe so gut wie überhaupt keine Praxis. Der einzige Mensch, der daran vor langer Zeit einmal zeitweilig rüttelte, war ein orientalischer Geliebter.
Er war fest davon überzeugt, dass nur äußerste Provokation mein wahres Ich zum Vorschein brachte; meine konziliante Art schien ihm verlogen, mein Harmoniebedürfnis eine Sackgasse. Es brauchte unglaubliche Energie, mich aus meinen gewohnt freundlichen Umgangsformen herauszuhebeln, doch er schaffte es immer wieder. Dann, wenn ich weinte und schrie, meine Worte nicht mehr wählte und ihn manchmal sogar physisch angriff, war er zufrieden.
Warum ich da mittat? Ich war verliebt, neugierig und höllisch angesext. Für diese drei war das Gefühl, mich nicht mehr hinter meiner höflichen Haut verstecken zu können, ziemlich befreiend.
Eine Weile.
Ich weiß, Sie beide sprechen von etwas ganz anderem. Aber ich hab' mich einfach gefreut, hierher zu kommen und diese Erinnerung war die erste, die mir eingefallen ist.
Es ist schön hier. Es gibt einen Mond. Und Veränderungen.
Lassen Sie sich bitte nicht ausbremsen, June. Wenn ich das sagen darf?

Und die Stühle.
Da sind wir schon zwei, die dazwischen sitzen. Vielleicht spannen wir ja einfach einen Schirm auf und nennen es Picknick ; ) 
june antwortete am 16. Feb, 21:15:
Liebe Frau Phyllis,

wir sollten diesbezüglich ein Talentsharing-Projekt machen, gern auch bei einem Picknick. Ich gehöre ja zu denen, die furchtbar schnell die Wände hoch gehen (so zickendezeitbombe und so). Für mich ist jeder Partner die ultimative Herausforderung, der mit meinen Explosionen nicht umgehen kann, das zu ernst, zu persönlich nimmt. Nicht zwischen dem Anlass für meine Wut und seiner Person unterscheiden kann.

Ich bin wie ein Silvesterkracher, das macht mal "Bumm" und damit hat es sich auch schon wieder.
Auf der Habenseite glaube ich für mich verbuchen zu können, dass ich dafür nicht nachtragend bin. Grundbedingung dafür ist aber eben, dass ich was da ist rauslassen konnte, und nicht in mich rein fressen musste.

Ein Partner also, den ich so liebe, dass ich mich seinetwegen zurücknehme, um seine Grenzen nicht zu übertreten, ihn ja nicht zu verschrecken, wird irgendwann notgedrungen eine Distanz zwischen uns aufbauen, die nicht mehr zu überbrücken ist. - Gilt natürlich auch für andere Menschen in meinem Leben, die mir nahe sind.

Mein bester Freund ist selbst die Ruhe in Person, aber wenn er mich anruft um zu fragen, ob er vorbei kommen kann und ich sage: "Besser nicht, ich bin heut echt sauer", dann gehört er zu den Menschen die sagen: "Bist du deppert, das lass ich mir doch nicht entgehen!" - Der kann das wirklich genießen, sitzt auf meiner Couch, schaut mir beim rumschimpfen zu wie irgendeinem Wesen von einem anderen Planeten und amüsiert sich köstlich.

Also so, wie es bei Ihnen ungeheure Energie braucht, um Sie aus Ihren gewohnt freundlichen Umgangsformen herauszuhebeln, so braucht es für mich enorm viel Energie, diese nicht zu verlassen - das ist was für den Job, das ist was, wofür man mir angemessenes Schmerzengeld bezahlen muss. :)

Ich will dabei niemanden verletzen, körperliche Angriffe im Sinne von Prügeleien gehören in meine Kindheit und Jugend, ich bin halt wie ein Teekessel, der, wenn er nicht pfeifen darf, irgendwann explodiert - oder eben die Quelle meiden muss, die diesen Überdruck erzeugt - obwohl ich das eigentlich mag. - Also Menschen, Gedanken, Ideen, die mich so oder so "aufrütteln", aus meinem Trott reißen.

Ich danke jedenfalls herzlich für diesen Anreiz für diesen Monolog. - Und ich denke: SOSEHR sprechen wir gar nicht von was anderem. Das trifft sich schon. (Zumindest für mich - wie Melusine das sieht, kann ich natürlich nicht beurteilen.) :) 
DieAndereFrau meinte am 16. Feb, 21:36:
liebe june, meine hochachtung vor so viel selbstbeherrschung. zwar kommt es bei mir sehr selten vor, dass ich wirklich lust zu streiten habe - aber wenn, dann kann ich mich nur schwer zurückhalten. in diesen momenten bin ich dann der typ mensch, der andere provoziert, nur um einen grund für einen streit zu finden.

und so sehr ich mich zum teil über mein verhalten ärgere, ab und zu ist es notwendig und danach geht es mir besser. es ist fast wie ein gewitter, danach verziehen sich die wolken, die luft ist klar und rein und die sonne kommt wieder durch.

zu meiner verteidigung muss ich aber auch erwähnen, dass ich nur leute provoziere, die mir nicht wirklich am herzen liegen ;) 
june antwortete am 16. Feb, 21:42:
Ihre Hochachtung, Liebe "andere Frau" ist in diesem Fall an mich verschwendet, sosehr ich solche Komplimente natürlich genieße. :)
Denn ich denke, auch Sie würden vermutlich den Streit vermeiden, müssten Sie damit rechnen, dass eine Person, die Sie nicht kennen und die Ihnen nie etwas getan hat, Ihre Streitlust ausbaden müsste.

Und deshalb ... halt ich jetzt wieder die Klappe. Auf die Gefahr hin, mir die Lippe wund zu beißen. ;) 
DieAndereFrau antwortete am 16. Feb, 21:52:
ja, absolut. ich kenne natürlich die hintergründe deiner auf eis gelegten streitlust nicht - aber wenn es vollkommen unbekannte (und unschuldige) menschen treffen würde, würde ich auch nicht anders entscheiden. 
MelusineB antwortete am 16. Feb, 22:20:
Jähzornig -
das bin ich. Angenehm ist das nicht. Ich flippe schnell aus. Reagiere auf Reizwörter wie ein dressiertes Äffchen. Und ich kann mich noch nicht mal mit Unzurechnungsfähigkeit rausreden, weil ich im Job zum Beispiel durchaus völlig beherrscht und sogar taktisch und manipulativ sein kann. Im persönlichen Bereich dagegen bin ich pur - und eben auch explosiv.

(Der einzige Pluspunkt: Ich bin nicht nachtragend.)

Zu der Ausgangssituation: Was mich daran interessierte, aber unter den gegebenen Umständen überhaupt nicht mehr diskutiert werden konnte - Wie stehe ich selbst zu Prostitution, zu Pornographie, zu "Tauschgeschäften" im Zusammenhang mit Sexualität? Ich habe dazu kein entspanntes Verhältnis und ich bin auch nicht sicher, ob ich eines anstrebe. Aber darüber offen zu reden, hat sich ja in d e m Kontext völlig erledigt. 
june antwortete am 16. Feb, 22:25:
Liebe Melusine,
wenn ich darf, würde ich Ihnen in diesem Zusammenhang gern ein
"Gimme 5"
anbieten. :) 
MelusineB antwortete am 16. Feb, 23:39:
Da schlag ich ein!
phyllis antwortete am 16. Feb, 23:52:
Nach dem, was Sie beschreiben, sieht es so aus, als könne man sich nicht wirklich aussuchen, wohin die Aggression geht: nach innen oder nach außen.
Ich zumindest kann's nicht, meine richtet sich nach innen, solang' ich mich erinnern kann - das fühlt sich für mich genauso "pur" an wie für andere eine Explosion nach außen.

Die Ausgangssituation wurde zerfleddert. Kein Grund, auch die Fragen ziehen zu lassen.