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der Versuch Banalitäten in Rotwein zu ertränken.

Irgendwann gestern lag er dann neben uns, dein Sohn. Schmiegte sich halb im Scherz an uns und es kostete mich so viel Kraft June davon abzuhalten, die Arme um ihn zu legen.

Sie hat so oft von ihm geträumt in all den Jahren. Ist dir das bewusst? Wie oft träumte sie diesen immer selben Traum in dem sie sich dieser Blockhütte näherte, in der gefeiert wurde, die Treppe hinauf stieg bis zu diesem Fenster an das er seine Nase presste. Sie sahen sich an, June und er und er drückte die Hand an die Scheibe, sie die Ihre dagegen bis du hinter ihm standest und sie ein plötzliches Schuldgefühl überkam, das auch das fast verschwörerische Grinsen des Jungen nicht vertreiben konnte.

Keine Nacht, kein Traum, in welchem sie nicht davon lief und mit klopfendem Herz erwachte.

Und dann öffnen wir eine Flasche Chateau Duhart-Milon, wir beide. Einfach nur so, ohne sie auch nur zu dekantieren, obwohl wir lange schon schlafen sollten.
Einfach nur so, nur für uns, June und ich.

Mir darf sie erzählen, June, das immerselbe. Ich werde ihr nicht mehr sagen "du musst loslassen lernen", ich werde sie verschonen mit all den Dingen, die sie ohnehin weiß, Weisheiten, die verloren gehen irgendwo auf dem Weg vom Kopf zum Herz und Bauch und weiter.

Wir beginnen Menschen zu verstehen, die sich strangulieren.

Wir haben einen neuen Lover - btw. - einen, mit dem wir diese Flasche eigentlich trinken wollten. Einen, der ein Bündnis schafft zwischen Kopf und Wurzelchakra, was immerhin schon viel ist, das müssen wir ehrlich zugeben. Nur dieses Herz, dieser sture, pumpende Muskel will sich der Chemie nicht fügen.

Wir haben es nicht leicht. Nicht miteinander und nicht mit dem Körper, den wir uns teilen, aber wir haben Frieden geschlossen, June und ich. Für heute, für jetzt - und der Wein schmeckt auch ohne dekantiert worden zu sein.

Oft wünschte ich June wäre nicht so unbeherrscht. Ich wünschte sosehr, sie wäre nicht gar so fordernd, trotzig, unreflektiert, aufbrausend.
Oft wünschte ich, sie würde mich nicht sosehr beherrschen.

Dennoch: Prost June, auf dein Wohl. Wir hätten uns viel erspart wärst du leiser, überlegter, nicht so sehr du. Wir hätten aber auch so vieles versäumt.
Wärst du nur nicht ganz so kompromisslos, nicht ganz so gierig. Ach wärst du nur nicht so ein verdammter Emotionsjunkie, June.
Könntst du dich nur ein bisschen mehr anfreunden mit der Welt, wie sie ist, mit Fakten, mit Gegebenheiten.

Ach June, könntest du nur endlich erwachsen werden.