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HABENWOLLEN. In der Einsicht, daß die Komplikationen der Liebesbeziehung daher rühren, daß es sich das geliebte Wesen unaufhörlich auf die eine oder andere Weise aneignen will, faßt das Subekt den Entschluss fortan auf jedes "Habenwollen" zu verzichten.

Ständiger Gedanke des Liebenden: der Andere ist mir schuldig, was ich brauche. (...)
Das Habenwollen muß ein Ende haben - aber auch das Nicht-Habenwollen darf nicht mehr auftauchen: keinerlei Opfer. Ich will das hitzige Aufbrausen der Leidenschaft nicht durch das "verarmte Leben, das Sterben-Wollen, die große Müdigkeit" ersetzen.
Das Nicht-Habenwollen steht nicht auf der Seite der Güte, das Nicht-Habenwollen ist lebendig, herb: einerseits widersetze ich mich der sinnlichen Welt nicht, lasse ich in mir die Begierde kreisen; andererseits reibe ich es an "meiner Wahrheit" auf: meine Wahrheit besteht darin, absolut zu lieben: andernfalls ziehe ich mich zurück, zerstreue ich mich wie eine Truppe, die darauf verzichtet, zu "umzingeln".

[Roland Barthes; Fragmente einer Sprache der Liebe]

"Von allen Perversionen ist die Keuschheit die abartigste. Habe ich zumindest mal gelesen..." (kyra)

"Mein Name ist June, ich bin Ende 30, ich bin (so gut wie) monogam, ich kann Liebe und Sex nicht trennen." - so würde das dann wohl klingen, bei den AK (den anonymen Keuschen), nicht?

Nein nein, verstehen Sie mich nicht falsch, ich hatte jede Menge Sex mit Männern, die ich nicht liebte. Aus unterschiedlichsten Gründen. Meist aus Trotz.
Also doch nicht keusch? Ok, na gut. Dann eben nicht AK (klingt ohnehin so nach Mitgliedsbeitrag), sondern AM.

Dennoch. Madame U. und do-it-yourself hat mir mehr Leidenschaft und Lust bereitet als einer dieser Herren, die aus allen möglichen Gründen in meinem Bett landeten, jedoch nicht, weil sie - lassen Sie es mich kitschig ausdrücken - "mein Herz höher schlagen ließen".

Irgendwann kam unausweichlich und immer der Moment an dem ich mich fragte "was mache ich da?". Der Moment, in dem ich mich bei Mr. Right fallen lassen kann, in dem Körper und Kopf eins sind, eins in Verlangen und Lust, der Moment war es, in dem ich in solchen Situationen meinen Körper verließ, Zuschauer war. Manchmal belustigt, manchmal beinahe peinlich berührt oder teilweise sogar Haltungsnoten vergebend. Mir selbst fremd und abgetrennt von meinem Unterleib.

Ohne Anflug des Verliebtseins spielt mein Körper mit, meine Seele klinkt sich aus. Was bleibt ist Leere danach - im besten Fall. Manchmal auch Trauer oder Schmerz, der Schmerz der "ontologischen Differenz"(?).

Sie sehen, ich bin unheilbar romantisch, nicht in der Lage, Gefühle und geschlechtliche Lust befriedigend zu trennen, eine krankhaft den Geschlechtsakt mystifizierende Ewiggestrige, wie mir manchmal scheint.

Zudem jedoch gehöre ich zu den Personen, die nachts ihr Handy nicht abschalten.
Sie fragen sich, was das eine mit dem anderen zu tun hat? Ein bisschen Geduld, um den Bogen zu spannen sind jetzt einige kleine Ausflüge nötig.

Ich schalte mein Handy nicht ab nachts. Nie - naja so gut wie nie. Notfälle, Sie wissen ja - oder ER, oder ... ach lassen wir das. Nachts ruft mich niemand an. Meine Freunde wissen, dass mein Schlaf mir heilig ist und andere haben meine Nummer nicht.

Letzte Nacht passierte es dennoch. - ER.
okay, fast-ER, na gut ex-ER um genauer zu sein ein ex-ER und wer es ganz genau wissen möchte: der vor-ex-ER. M.

Der vor-ex-ER mit den zwei Kindern, der zwei Jahre lang mit mir seine Frau betrog bis die Ehe zerbrach und unsere Affäre auch. Was nicht direkt miteinander in Zusammenhang gebracht werden sollte. Unsere Affäre starb einen langsamen Tod, den Tod der Gewohnheit. Ja, das kann auch mit Affären geschehen, auch Heimlichkeiten können alltäglich werden, sich abnützen. Selbst die schönsten Hotelzimmer unterscheiden sich irgendwann einmal nicht mehr voneinander, die Mails und Telefonate kühlen ab, die Treffen werden seltener. Und dann kam Henry, der Rest ist Geschichte.

Gestern Nacht also riss mich das Telefon mitten aus dem Dämmerzustand im Halb-Traum des Einschlafens. So unvermittelt, dass ich von einer Sekunde zur nächsten hellwach war. Wach genug, um mir eine Zigarette anzuzünden (ja, ich rauche im Bett und ich weiß, das tut man nicht) und mich wirklich über den Anruf zu freuen.
Es wird Zeit, meinte er, dass wir uns wiedersehen. Nach den ersten holpernden Minuten kam sie langsam wieder, die alte Vertrautheit, die ich nie jemals ganz mit Menschen verliere, die mir einmal wirklich nahe waren. Ja, das Gespräch wurde zum Flirt, gewann eine Schlüpfrigkeit fast wie damals und dann kam es, das Thema, sein Thema, der Wunsch, den ich ihm immer ausgeschlagen hatte: Der Club-Besuch.

Aber nein, nein, nein, ich habe nichts zugesagt. Es war ein Flirt, ein leises Necken, ein bisschen "damals" - Sie wissen schon - und eine Verabredung zum Essen am kommenden Wochenende. So, wie wir alle heiligen Zeiten miteinander essen waren, wenn er in der Stadt war, nach dem "uns".

Dennoch: Vielleicht sollte ich es tun. Vielleicht sollte ich endlich meine spießbürgerliche Seele so richtig auf den Prüfstand stellen.
Keine Verliebtheit, keine Liebe, kein Herzschmerz, kein Trotz. Und trotz-dem ....

Weib! Zu Hilfe!.
Ich weiß doch nicht mal, was frau da anzieht.
Gibt es einen "Elmayr" für Swingerclubs?
Wie sagt frau dort richtig "nein"?
Ist es unschicklich das Küssen zu verweigern?

Ich glaube fast, ich bleibe doch lieber was ich bin - ultimativ pervers. Was meinen Sie?

unheilbar geblendet, verblendet,
glaube ich immer noch an die liebe.

und brauche mehr herz als schwanz,
mehr erotik als sex,
mehr träume als ficks.

untrennbar sind sie eine einheit
der muskel unter meinen rippen
und das loch zwischen meinen beinen.

brauche ich liebe von dem, den ich begehre
und begehre ich den, den ich liebe.

und manchmal scheint mir das die obszönste aller perversionen zu sein.

mein herz und ihres,
das herz dieses kleinen tieres,
das ganz warm ist und weich
und sich so sehnt danach, berührt zu werden.

sosehr wie mein herz.

dieses kleine tier.
dieses tier da.

will sanftheit spüren
will gestreichelt werden
wie mein herz.

pocht sehnsüchtig,
pocht gierig
und doch so sanft

beide im takt
mein herz und das tier ...


... zwischen meinen beinen.

ja, ich weiß.


lieber würde ich fliegen.

oder sterben
(la petite morte - bien sur)

oh göttin,
wie gerne wäre ich noch einmal jung genug,
um wirklich glauben zu können, an meine träume,
und nicht zu wissen, dass am ende nur eines bleibt:

die erinnerung
an fast alles
bis zum ende
und selbst die verblasst.

lass mich glauben,
nur einen winzigen moment ehrlich glauben,
an die ewigkeit.

nach so langer zeit
von dir geträumt.
so klar, so nah.
als wäre kein tag vergangen.

ich wusste nicht, dass ich noch weiß,
wie du schmeckst, wie du riechst.

nur ein schatten mehr
und plötzlich so nah.

trugbild, traumbild, bleib -
noch eine nacht. nur eine.

du bist so schön.

lass uns l e b e n sister.
warum verdammen wir uns zum warten, zum immer wieder warten?
was machen wir hier, in unserem selbstgewählten verließ?

die tage länger, die nächte milder.
lass uns jagen gehen, schwester.

siehst du die katze dort am fensterbrett?
siehst du ihre schwanzspitze zucken?
spürst du das zucken auch in dir? in mir?

lass uns gierige blicke jagen - und sanfte worte.
funken sprühen und endorphine tanzen.

und keine angst haben.
der nächste winter
kommt bestimmt.