lernte June. Nein, nicht nur den Spaß am Sex, den auch.
Vor allem lernte sie viel über die wunderschönen Worte, Gesten, Blicke, die Männer so schenken können als Gegenleistung für ein stück Fleisch.
ICH habe sie
ich HABE sie
ich habe sie GEHABT.
Und über den Schmerz, der bleibt, wenn man sich als vermeintlich begehrtes, ja geliebtes Wesen wiederfindet als Eroberung von gestern.
Ich habe sie GEHABT.
Und so traf June den Entschluss sich ficken, aber nicht mehr "haben" zu lassen. Und den Körper zu teilen mit dem "Eroberer", die Seele, das Herz, Sehnsucht, Träume, Liebe jedoch zu verschließen.
Unter manchmal mehr als sieben Siegeln.
Lieber sich selbst verbrennen als verbrannt werden.
Auch um den Preis zu verlieren, was sie immer begleiten wird.
Als die Wunde, die sie sich selbst schlug größer war, als die, die ihr jemals ein Anderer zugefügt hatte begriff sie, dass ganz selten im Leben aber doch, einer auch etwas passieren kann, das JEDES Risiko wert ist.
Und dass Mauern nicht nur schützen.
Und stand wieder am Anfang und steht da immer noch.
Und hat ficken wieder getauscht gegen Liebemachen.
Machen.
Formen wie aus weichem Lehm,
manchmal hauen wie aus hartem Granit.
Liebe.
Die alles ist, was blebt, was Wert hat - irgendwo, am Ende der Straße.
Und lässt sich wieder Wunden schlagen.
Manchmal mit freiwillig gebundenen Händen.
Doch wer will leben, der sich nicht verletzlich, der sich nicht sterblich macht?
Menschlicher denn je
jetzt
hier
June.
Vor allem lernte sie viel über die wunderschönen Worte, Gesten, Blicke, die Männer so schenken können als Gegenleistung für ein stück Fleisch.
ICH habe sie
ich HABE sie
ich habe sie GEHABT.
Und über den Schmerz, der bleibt, wenn man sich als vermeintlich begehrtes, ja geliebtes Wesen wiederfindet als Eroberung von gestern.
Ich habe sie GEHABT.
Und so traf June den Entschluss sich ficken, aber nicht mehr "haben" zu lassen. Und den Körper zu teilen mit dem "Eroberer", die Seele, das Herz, Sehnsucht, Träume, Liebe jedoch zu verschließen.
Unter manchmal mehr als sieben Siegeln.
Lieber sich selbst verbrennen als verbrannt werden.
Auch um den Preis zu verlieren, was sie immer begleiten wird.
Als die Wunde, die sie sich selbst schlug größer war, als die, die ihr jemals ein Anderer zugefügt hatte begriff sie, dass ganz selten im Leben aber doch, einer auch etwas passieren kann, das JEDES Risiko wert ist.
Und dass Mauern nicht nur schützen.
Und stand wieder am Anfang und steht da immer noch.
Und hat ficken wieder getauscht gegen Liebemachen.
Machen.
Formen wie aus weichem Lehm,
manchmal hauen wie aus hartem Granit.
Liebe.
Die alles ist, was blebt, was Wert hat - irgendwo, am Ende der Straße.
Und lässt sich wieder Wunden schlagen.
Manchmal mit freiwillig gebundenen Händen.
Doch wer will leben, der sich nicht verletzlich, der sich nicht sterblich macht?
Menschlicher denn je
jetzt
hier
June.
june - am Freitag, 8. Juli 2005, 23:30 - Rubrik: absolute schwachstellen
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In den frühen 80ern war man als Mädchen aufgeklärt, aufgeschlossen, aufgeknöpft. Und hatte sexuelle Erfahrungen selbstverständlich - kaum dass sich die ersten Rundungen abzeichneten und sich die Tage wenn auch nur unregelmäßig einstellten.
Es war wichtig "auf den Richtigen" zu warten, riet Dr. Sommer. Aber der Richtige? War das nicht schon das erste Pickelgesicht, das mit seinem schweißnassen Händchen das eigene drückte?
Wichtiger als "der Richtige" um ehrlich zu sein war das Mitredenkönnen. Und das konnte sie nicht, June. Ausser ihren Kusserfahrungen hatte sie nicht wirklich etwas vorzuweisen.
Gut, der Junge von nebenan, einer von denen, mit denen sie zusammen Mutproben bestanden, gerauft, Luft aus Autoreifen gelassen und ähnliches hatte, mit dem hatte sie neuerdings schon manchmal beim Plattenhören Händchen gehalten. Der hatte sie auch gefragt, ob sie mit ihm gehen würde.
Peter war ja auch "süß", mit den dunklen Locken und den großen braunen Augen. Aber bei ihrer ersten schüchternen Andeutung auch sehr deutlich: "Dafür sind wir doch noch viel zu jung."
Ein "Loser" also, wie sie wenige Wochen später feststellte, als sie IHN kennenlernte.
Stolze achzehn und ebenso stolzer Besitzer einer Aprilia. Mit einem eigenen Eingang zu seinem Teil der elterlichen Wohnung, einer gigantischen Plattensammlung und der Möglichkeit Feten zu feiern oder Leute zum "Abhängen" einzuladen, wann immer er wollte.
So erwachsen, so cool, so ein Gott an der Gitarre. Michael - M_I_C_H_A_E_L, ein Name wie ein Lovesong und er drehte die perfektesten Joints der ganzen kleinen Stadt, daran bestand kein Zweifel.
Und er wollte SIE. Also war er "der Richtige" - auch daran bestand kein Zweifel.
Und bei "Venus in furs" war es dann soweit. Der magische Moment. Der, von dem ihr ihre Freundinnen schon so viel erzählt hatten, der schmerzvollste, wunderbarste, unglaublichste Moment ihres Lebens.
Ach hätte June doch nur einen Augenblick an all diesen Erzählungen gezweifelt und begriffen, wiesehr diese Schundheften nacherzählt und wie wenig sie selbst von den angeblichen Protagonistinnen erlebt worden wären ...
Der wichtigste Moment in Junes Leben war ...
unspektakulär.
Aber da wichtige Momente, wenn sie einmal stattgefunden haben, fixer Bestandteil einer Beziehung werden, was sie widerspruchslos akzeptierte, wurde er im Laufe der Zeit vor allem eines: fad.
Und so übte sie sich zunächst in ihren ersten Rohrschachtests, da an der Decke über seiner - natürlich auf dem Boden liegenden - Matratze einige eigenartige Flecken zu sehen waren, in die sich wie in Wolken in scheinbar endlosen Augenblicken wunderbarstes hineininterpretieren ließ und deren Herkunft sie nie hinterfragte.
Dass gezieltes Stöhnen zwischendurch sein ziemlich bemühtes Auf und Ab und Rein und Raus abkürzen konnten und damit die Rückkehr zu den wirklich spannenden und interessanten Teilen des Zusammenseins beschleunigen konnte, hatte sie recht schnell begriffen und nutzte das auch.
Zudem entwickelte June in dieser Zeit eine absolute vorliebe dafür von hinten genommen zu werden. Das ersparte ihr die Mühe auf ihren Gesichtsausdruck zu achten und sie konnte sich, mittlerweile schon routiniert in regelmäßigen Abständen Stöhnend, in Ruhe Sorgen machen über ihre Frigidität und Gedanken über alles Mögliche.
Nein, Sex, das war irgendwie einfach nicht ihr Ding. Nicht mit dreizehn. Sie hätte wohl lieber in der Fantasie bleiben sollen ... wie, so sollte sich herausstellen, ihre Freundinnen auch.
Aber immerhin war sie nun das, was "man" war. Aufgeklärt, aufgeschlossen und aufgeknöpft. Und die CD mit der Banane hört sie trotz allem heute noch gern zu so mancher späten Stunde.
Es war wichtig "auf den Richtigen" zu warten, riet Dr. Sommer. Aber der Richtige? War das nicht schon das erste Pickelgesicht, das mit seinem schweißnassen Händchen das eigene drückte?
Wichtiger als "der Richtige" um ehrlich zu sein war das Mitredenkönnen. Und das konnte sie nicht, June. Ausser ihren Kusserfahrungen hatte sie nicht wirklich etwas vorzuweisen.
Gut, der Junge von nebenan, einer von denen, mit denen sie zusammen Mutproben bestanden, gerauft, Luft aus Autoreifen gelassen und ähnliches hatte, mit dem hatte sie neuerdings schon manchmal beim Plattenhören Händchen gehalten. Der hatte sie auch gefragt, ob sie mit ihm gehen würde.
Peter war ja auch "süß", mit den dunklen Locken und den großen braunen Augen. Aber bei ihrer ersten schüchternen Andeutung auch sehr deutlich: "Dafür sind wir doch noch viel zu jung."
Ein "Loser" also, wie sie wenige Wochen später feststellte, als sie IHN kennenlernte.
Stolze achzehn und ebenso stolzer Besitzer einer Aprilia. Mit einem eigenen Eingang zu seinem Teil der elterlichen Wohnung, einer gigantischen Plattensammlung und der Möglichkeit Feten zu feiern oder Leute zum "Abhängen" einzuladen, wann immer er wollte.
So erwachsen, so cool, so ein Gott an der Gitarre. Michael - M_I_C_H_A_E_L, ein Name wie ein Lovesong und er drehte die perfektesten Joints der ganzen kleinen Stadt, daran bestand kein Zweifel.
Und er wollte SIE. Also war er "der Richtige" - auch daran bestand kein Zweifel.
Und bei "Venus in furs" war es dann soweit. Der magische Moment. Der, von dem ihr ihre Freundinnen schon so viel erzählt hatten, der schmerzvollste, wunderbarste, unglaublichste Moment ihres Lebens.
Ach hätte June doch nur einen Augenblick an all diesen Erzählungen gezweifelt und begriffen, wiesehr diese Schundheften nacherzählt und wie wenig sie selbst von den angeblichen Protagonistinnen erlebt worden wären ...
Der wichtigste Moment in Junes Leben war ...
unspektakulär.
Aber da wichtige Momente, wenn sie einmal stattgefunden haben, fixer Bestandteil einer Beziehung werden, was sie widerspruchslos akzeptierte, wurde er im Laufe der Zeit vor allem eines: fad.
Und so übte sie sich zunächst in ihren ersten Rohrschachtests, da an der Decke über seiner - natürlich auf dem Boden liegenden - Matratze einige eigenartige Flecken zu sehen waren, in die sich wie in Wolken in scheinbar endlosen Augenblicken wunderbarstes hineininterpretieren ließ und deren Herkunft sie nie hinterfragte.
Dass gezieltes Stöhnen zwischendurch sein ziemlich bemühtes Auf und Ab und Rein und Raus abkürzen konnten und damit die Rückkehr zu den wirklich spannenden und interessanten Teilen des Zusammenseins beschleunigen konnte, hatte sie recht schnell begriffen und nutzte das auch.
Zudem entwickelte June in dieser Zeit eine absolute vorliebe dafür von hinten genommen zu werden. Das ersparte ihr die Mühe auf ihren Gesichtsausdruck zu achten und sie konnte sich, mittlerweile schon routiniert in regelmäßigen Abständen Stöhnend, in Ruhe Sorgen machen über ihre Frigidität und Gedanken über alles Mögliche.
Nein, Sex, das war irgendwie einfach nicht ihr Ding. Nicht mit dreizehn. Sie hätte wohl lieber in der Fantasie bleiben sollen ... wie, so sollte sich herausstellen, ihre Freundinnen auch.
Aber immerhin war sie nun das, was "man" war. Aufgeklärt, aufgeschlossen und aufgeknöpft. Und die CD mit der Banane hört sie trotz allem heute noch gern zu so mancher späten Stunde.
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"ich liebe dich", flüstert er leise, heiser, samten in mein ohr "immer noch".
"immer noch." schon wieder ein "immer-noch". in gedanken ritze ich eine linie in den tisch. in den tisch, den es schon lange nicht mehr gibt.
eine mehr. und zwinkere ihr zu. june. der sammlerin von "immernochs".
wie ein fluch kleben sie an ihr. als wäre sie ewig und immer ihrer zeit voraus gewesen. dem "ich liebe dich" vorausgeeilt bis es sie einholt, irgendwann, als "immer-noch".
dann, wenn es nicht einmal genugtuung mehr ist. wenn es nichts mehr kittet, nichts mehr heilt.
"immer noch".
was für ein hohn.
"immer noch." schon wieder ein "immer-noch". in gedanken ritze ich eine linie in den tisch. in den tisch, den es schon lange nicht mehr gibt.
eine mehr. und zwinkere ihr zu. june. der sammlerin von "immernochs".
wie ein fluch kleben sie an ihr. als wäre sie ewig und immer ihrer zeit voraus gewesen. dem "ich liebe dich" vorausgeeilt bis es sie einholt, irgendwann, als "immer-noch".
dann, wenn es nicht einmal genugtuung mehr ist. wenn es nichts mehr kittet, nichts mehr heilt.
"immer noch".
was für ein hohn.
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Junes erster Kuss war nicht wirklich ihr erster. Dieser hatte sich schon gut zwei Jahre vorher ereignet und - welch Klischee - in einem Heustadel in den Sommerferien.
Ganz offensichtlich hatte es sich um eine Wette zwischen ihrem drei Jahre älteren Cousin zweiten Grades und ihrem ein Jahr jüngeren Cousin gehandelt.
Ersterer war es, er, der einen halben Sommer lang Angehimmelte, der an einem dieser warmen, geselligen Heubodenabende den Arm um sie legte (was sie zittern machte und ein seltsames Kribbeln im ganzen Körper verursachte) und sie dann sehr unbeholfen auf den Mund küsste und versuchte mit seiner Zunge ihre Lippen zu teilen (eine Aktion, die jedes Kribbeln auf der Stelle im Keim erstickte und June nicht nur dazu brachte laut loszuprusten, sondern im vorhergehenden Erschrecken auch einen Beissreflex auslöste, der den ebenfalls noch sehr jungen Nicht-wirklich-Kavalier zu einem Rückzug unter gequältem Aufjaulen veranlasste).
Dieser Zwischenfall hatte seine verfrühte Abreise und das Ende ihrer Schwärmerei für ihn zur Folge (sie sahen sich erst viele Jahre später wieder).
Junes erster Kuss war also nicht wirklich ihr erster Kuss, aber der erste gewollte. Es war eine der damals nicht selten stattfindenden "La Boum Parties". Der Film war gerade erst in den Kinos gelaufen und verbotener oder erlaubter Weise von beinahe allen (angehenden) Teenagern der kleinen Stadt, in der June aufwuchs, gesehen worden und hatte (wie vermutlich andernorts auch) unter den Mitgliedern der Zielgruppe nicht "nur" Partiefieber ausgelöst.
("Dreams are my Reality" lässt June heute noch sentimental werden und das wird sich vermutlich auch in den nächten 50 Jahren nicht ändern.) Auf diesen Parties wurde vor allem eines: Zu späterer Stunde und furchtbaren Schnulzen hingebungsvollst eng getanzt.
Diese spezielle Party war eine zu Ehren des 13. Geburtstags einer "engen" Freundin, soweit man von "enger Freundschaft" überhaupt sprechen kann, hatte June doch erst wenige Monate vorher begonnen ihre ersten Mädchenfreundschaften zu pflegen.
June war unter Buben groß geworden, hatte sich unter Buben wohlgefühlt. Hatte gewusst, wie man sich prügelt, Baumhäuser baut und Banden gründet, nur Ballspiele, die waren nie ihre gewesen, aber das ist eine andere und auch sehr lange Geschichte. Und nun war sie in das Alter gekommen, in dem sich neben allem anderen auch das geändert hatte.
Nicht, dass sie nicht schon verliebt gewesen wäre, ihre erste Schwärmerei hatte sie bereits im Kindergarten hinter sich gebracht, dennoch: beinahe von einem Tag zum nächsten gehörte sie nicht mehr dazu, wurde hinter ihrem Rücken geflüstert und es war anders als die Lästereien von früher, wurde hinter ihrem Rücken gekichert und es machte sie nicht mehr wütend, sondern verlegen. Zudem beschäftigten sie nun Dinge, die ihre Spielgefährten von früher zu fremden Wesen machte, denen sie sich unmöglich anvertrauen konnte.
June verlor - und weinte - viel zu dieser Zeit. - Und knüpfte ihre ersten Mädchenfreundschaften.
So kam es, dass sie eingeladen war zu Claudias 13. Geburtstag. Der Partykeller war wie aus einem Traum. Nicht nur bunte Glühbirnen, sogar eine richtige Lichtorgel und eine echte Discokugel. Matratzen an den Seiten des Raumes im Keller, ein weiterer Raum mit ebenfalls schummrigem Licht und einem Buffet aus Knabberzeug, Cola, Fanta und sogar einigen (allerdings heimlich hereingeschmuggelten) Flaschen Bier. Eltern, die einem nur die Türe öffneten, einen begrüßten und sich dann den ganzen Abend nicht mehr blicken ließen.
Inmitten diesen Ambientes saß er. Auf dem Boden auf einer der Matratzen. Und war, wie Claudia ihn beschrieben hatte: Dunkelhaarig mit grünen Augen und einem entzückend schüchternen Lächeln. Claudias Schwarm, Junes Objekt-der-Begierde-auf-den-ersten-Blick. Trotz des furchtbaren (Spitz-)Namens: "Romy". Und sah sie an. Sah sie den ganzen Abend lang an. Nicht die routinierte Partygängerin und Gastgeberin, sondern sie.
Dieser Abend kostete June ihre erste Mädchenfreundschaft und brachte ihr eine neue Erfahrung, die dieser ganz besonderen Art des Herzklopfens, wenn Fingerspitzen sich zum allerersten Mal nicht zufällig berühren, wenn Körper sich nicht in einer Rauferein, sondern im Tanz aneinanderdrängen, wenn fremde Lippen die eigenen treffen.
Neue Erfahrungen, die auch durch die Tatsache nicht getrübt wurden, dass seine Kussversuche mehr den Eindruck machten, er würde ihre Mandeln untersuchen und dazu führten, dass sie es noch wochenlang bedauerte, ihm ihre Telefonnummer gegeben zu haben.
Ganz offensichtlich hatte es sich um eine Wette zwischen ihrem drei Jahre älteren Cousin zweiten Grades und ihrem ein Jahr jüngeren Cousin gehandelt.
Ersterer war es, er, der einen halben Sommer lang Angehimmelte, der an einem dieser warmen, geselligen Heubodenabende den Arm um sie legte (was sie zittern machte und ein seltsames Kribbeln im ganzen Körper verursachte) und sie dann sehr unbeholfen auf den Mund küsste und versuchte mit seiner Zunge ihre Lippen zu teilen (eine Aktion, die jedes Kribbeln auf der Stelle im Keim erstickte und June nicht nur dazu brachte laut loszuprusten, sondern im vorhergehenden Erschrecken auch einen Beissreflex auslöste, der den ebenfalls noch sehr jungen Nicht-wirklich-Kavalier zu einem Rückzug unter gequältem Aufjaulen veranlasste).
Dieser Zwischenfall hatte seine verfrühte Abreise und das Ende ihrer Schwärmerei für ihn zur Folge (sie sahen sich erst viele Jahre später wieder).
Junes erster Kuss war also nicht wirklich ihr erster Kuss, aber der erste gewollte. Es war eine der damals nicht selten stattfindenden "La Boum Parties". Der Film war gerade erst in den Kinos gelaufen und verbotener oder erlaubter Weise von beinahe allen (angehenden) Teenagern der kleinen Stadt, in der June aufwuchs, gesehen worden und hatte (wie vermutlich andernorts auch) unter den Mitgliedern der Zielgruppe nicht "nur" Partiefieber ausgelöst.
("Dreams are my Reality" lässt June heute noch sentimental werden und das wird sich vermutlich auch in den nächten 50 Jahren nicht ändern.) Auf diesen Parties wurde vor allem eines: Zu späterer Stunde und furchtbaren Schnulzen hingebungsvollst eng getanzt.
Diese spezielle Party war eine zu Ehren des 13. Geburtstags einer "engen" Freundin, soweit man von "enger Freundschaft" überhaupt sprechen kann, hatte June doch erst wenige Monate vorher begonnen ihre ersten Mädchenfreundschaften zu pflegen.
June war unter Buben groß geworden, hatte sich unter Buben wohlgefühlt. Hatte gewusst, wie man sich prügelt, Baumhäuser baut und Banden gründet, nur Ballspiele, die waren nie ihre gewesen, aber das ist eine andere und auch sehr lange Geschichte. Und nun war sie in das Alter gekommen, in dem sich neben allem anderen auch das geändert hatte.
Nicht, dass sie nicht schon verliebt gewesen wäre, ihre erste Schwärmerei hatte sie bereits im Kindergarten hinter sich gebracht, dennoch: beinahe von einem Tag zum nächsten gehörte sie nicht mehr dazu, wurde hinter ihrem Rücken geflüstert und es war anders als die Lästereien von früher, wurde hinter ihrem Rücken gekichert und es machte sie nicht mehr wütend, sondern verlegen. Zudem beschäftigten sie nun Dinge, die ihre Spielgefährten von früher zu fremden Wesen machte, denen sie sich unmöglich anvertrauen konnte.
June verlor - und weinte - viel zu dieser Zeit. - Und knüpfte ihre ersten Mädchenfreundschaften.
So kam es, dass sie eingeladen war zu Claudias 13. Geburtstag. Der Partykeller war wie aus einem Traum. Nicht nur bunte Glühbirnen, sogar eine richtige Lichtorgel und eine echte Discokugel. Matratzen an den Seiten des Raumes im Keller, ein weiterer Raum mit ebenfalls schummrigem Licht und einem Buffet aus Knabberzeug, Cola, Fanta und sogar einigen (allerdings heimlich hereingeschmuggelten) Flaschen Bier. Eltern, die einem nur die Türe öffneten, einen begrüßten und sich dann den ganzen Abend nicht mehr blicken ließen.
Inmitten diesen Ambientes saß er. Auf dem Boden auf einer der Matratzen. Und war, wie Claudia ihn beschrieben hatte: Dunkelhaarig mit grünen Augen und einem entzückend schüchternen Lächeln. Claudias Schwarm, Junes Objekt-der-Begierde-auf-den-ersten-Blick. Trotz des furchtbaren (Spitz-)Namens: "Romy". Und sah sie an. Sah sie den ganzen Abend lang an. Nicht die routinierte Partygängerin und Gastgeberin, sondern sie.
Dieser Abend kostete June ihre erste Mädchenfreundschaft und brachte ihr eine neue Erfahrung, die dieser ganz besonderen Art des Herzklopfens, wenn Fingerspitzen sich zum allerersten Mal nicht zufällig berühren, wenn Körper sich nicht in einer Rauferein, sondern im Tanz aneinanderdrängen, wenn fremde Lippen die eigenen treffen.
Neue Erfahrungen, die auch durch die Tatsache nicht getrübt wurden, dass seine Kussversuche mehr den Eindruck machten, er würde ihre Mandeln untersuchen und dazu führten, dass sie es noch wochenlang bedauerte, ihm ihre Telefonnummer gegeben zu haben.
Am Beginn der 80er las June wie viele andere auch "Doktor Sommer" und versteckte die Bravo vor der Mutter wie der Vater seine Ausgaben des Playboy (und dieser vermutlich nicht erfolgreicher als June, wenn selbst sie sie fand, später jedoch, erst nach "Doktor Sommer"), verschwendete plötzlich mindestens so viel Zeit auf das Warten auf Haarwuchs (eine noch weit bessere Beschäftigung als das Löcher-in-die-Luft-starren), das Abtasten der eigenen Brüste, die zu schmerzen jedoch nicht und nicht zu wachsen begannen (und das auch später nur spärlich taten) und die genaue Kontrolle dieser faltigen Spalte, aus der später Blut fließen sollte, wie früher mit dem Aufspüren von "Geheimgängen", dem Aushecken von Streichen, dem Zerlegen von Haushaltsgeräten und Erfinden von Geheimsprachen.
June entdeckte die Lust - und die Scham (die Lust in der Scham), erinnerte sich peinlich berührt an das Vergnügen, mit dem sie noch Jahre vorher auf dem Massagestrahl des Schwimmbeckens geritten war und vieles mehr.
Begriff auch (ebenso beschämt), was es mit den uniformierten Männern mit den bahnschaffnerartigen Mützen auf dem Kopf auf sich hatte, die einige Straßen weiter den abends rot beleuchteten Eingang eines Gebäudes bewachten und sie immer anlächelten, wenn sie diesen Weg nach Hause wählte (was die Mutter gar nicht mochte): "Gell, wenn du groß bist, kommst du auch zu uns." Nein, das war kein Auskunftsbüro, auch wenn fast immer gerade ein Auto davor hielt und der Fahrer den jeweils diensthabenden Uniformierten ganz offensichtlich um eine solche bat.
Am Beginn der 80er zerbrach eine Welt und eine neue gab es zu entdecken. Auch diese hatte Geheimgänge, nur andere. Und Geheimsprachen, nur andere.
Und June begann sie innig zu ersehnen, die Eintrittskarte. Eine Eintrittskarte aus Haaren, Brüsten und Blut.
June entdeckte die Lust - und die Scham (die Lust in der Scham), erinnerte sich peinlich berührt an das Vergnügen, mit dem sie noch Jahre vorher auf dem Massagestrahl des Schwimmbeckens geritten war und vieles mehr.
Begriff auch (ebenso beschämt), was es mit den uniformierten Männern mit den bahnschaffnerartigen Mützen auf dem Kopf auf sich hatte, die einige Straßen weiter den abends rot beleuchteten Eingang eines Gebäudes bewachten und sie immer anlächelten, wenn sie diesen Weg nach Hause wählte (was die Mutter gar nicht mochte): "Gell, wenn du groß bist, kommst du auch zu uns." Nein, das war kein Auskunftsbüro, auch wenn fast immer gerade ein Auto davor hielt und der Fahrer den jeweils diensthabenden Uniformierten ganz offensichtlich um eine solche bat.
Am Beginn der 80er zerbrach eine Welt und eine neue gab es zu entdecken. Auch diese hatte Geheimgänge, nur andere. Und Geheimsprachen, nur andere.
Und June begann sie innig zu ersehnen, die Eintrittskarte. Eine Eintrittskarte aus Haaren, Brüsten und Blut.
june - am Montag, 6. Juni 2005, 22:43 - Rubrik: querverweise
In den frühen 80er trug June in der kleinen Stadt in der sie lebte vorwiegend Jeans, die so eng waren, dass zwei Verkäufer notwendig waren, um sie zuzubekommen und die nach den ersten Malen des Getragenwerdens blaue Flecken an den Hüftknochen hinterließen (ja, Stretchstoffe gab es damals noch nicht) und lange weite Männerhemden darüber.
Dazu dicke Socken und Clarks, große Ohrringe, Peace-Zeichen, Hanfblätter oder dieses nackte, kniende, hingebungsvoll rauchende Mädchen an einem Lederband um den Hals. Junes Lieblingshemd war weiß mit unregelmäßigen feinen rosa und blauen Streifen.
Man trug lange Haare, die immer das Gesicht verdeckten - vor allem auf Familienfotos - die nie ZU sauber aussehen sollten (etwas Körpercreme löste meist das Problem).
Man trug Sonnenbrillen im Joplin-Stil und liebte Jimmy Hendrix, die Patentante der begehrten Brillen, The Doors und die Jazz-Butcher's.
Man bemalte selbst Gitarren, betete den Typen an, der die 12-Saitige spielte wie ein Gott, hatte Matratzen auf den Böden derKinder- WG-Zimmer, Unmengen an Patiktüchern und liebte Wandteppiche und Wasserpfeifen, die auch geraucht wurden, manchmal sogar mit Rum statt Wasser gefüllt. Man kannte sich aus mit schwarzem Afghanen (wer verkauft den besten) und selbstangebautem Gras.
Man malte Graffitis auf Wände (naja, soetwas ähnliches zumindest -vorwiegend mit Filzer an die Klowände seines Lieblingslokals) mit schwerwiegenden Botschaften - "Auch Atompilze sind schön!" und entsprechende Sprüche auf die Einbände der Schulhefte.
In der ersten Hälfte der 80er in der kleinen Stadt, in der June groß wurde.
In der sie unvermutet lang wurde, in der sie begann ihren Körper zu hassen. Dieses dürre Ding, an dem die Hüftknochen beinahe den höchsten Punkt bildeten, wenn sie in der Sonne auf dem Rücken lag.
(Viele Jahre später hörte sie in einem Schwimmbad ein Mädchen darüber klagen und sah die Freundin verständnisvoll mit dem Kopf nicken und verbiss sich mühsam ein schallendes Lachen).
In dieser Stadt, in der es auch die zwei Quotenpunks gab, einige MODs und viele Schnürlsamthosenträger liebte June die "Alte Teestube", das "Safari", eines der beiden konkurrierenden Jugendzentren und Asia-Läden mit dem durchdringenden Geruch nach Patchouli und Ylang-Ylang, den Patikkleidern und den Samtschuhen mit Riemchen und Anfang der 80er ihren ersten "Mann".
Von dieser June glaube ich möchte ich in der Rubrik gestern beginnen zu erzählen. Nicht mehr heute, vielleicht auch nicht morgen, aber irgendwann. Auf die Gefahr hin, dass es wirkt als würde ich eines der "Mein-erstes-Mal-Blogs" abkupfern.
Was ist schon jemals wirklich neu?
Dazu dicke Socken und Clarks, große Ohrringe, Peace-Zeichen, Hanfblätter oder dieses nackte, kniende, hingebungsvoll rauchende Mädchen an einem Lederband um den Hals. Junes Lieblingshemd war weiß mit unregelmäßigen feinen rosa und blauen Streifen.
Man trug lange Haare, die immer das Gesicht verdeckten - vor allem auf Familienfotos - die nie ZU sauber aussehen sollten (etwas Körpercreme löste meist das Problem).
Man trug Sonnenbrillen im Joplin-Stil und liebte Jimmy Hendrix, die Patentante der begehrten Brillen, The Doors und die Jazz-Butcher's.
Man bemalte selbst Gitarren, betete den Typen an, der die 12-Saitige spielte wie ein Gott, hatte Matratzen auf den Böden der
Man malte Graffitis auf Wände (naja, soetwas ähnliches zumindest -vorwiegend mit Filzer an die Klowände seines Lieblingslokals) mit schwerwiegenden Botschaften - "Auch Atompilze sind schön!" und entsprechende Sprüche auf die Einbände der Schulhefte.
In der ersten Hälfte der 80er in der kleinen Stadt, in der June groß wurde.
In der sie unvermutet lang wurde, in der sie begann ihren Körper zu hassen. Dieses dürre Ding, an dem die Hüftknochen beinahe den höchsten Punkt bildeten, wenn sie in der Sonne auf dem Rücken lag.
(Viele Jahre später hörte sie in einem Schwimmbad ein Mädchen darüber klagen und sah die Freundin verständnisvoll mit dem Kopf nicken und verbiss sich mühsam ein schallendes Lachen).
In dieser Stadt, in der es auch die zwei Quotenpunks gab, einige MODs und viele Schnürlsamthosenträger liebte June die "Alte Teestube", das "Safari", eines der beiden konkurrierenden Jugendzentren und Asia-Läden mit dem durchdringenden Geruch nach Patchouli und Ylang-Ylang, den Patikkleidern und den Samtschuhen mit Riemchen und Anfang der 80er ihren ersten "Mann".
Von dieser June glaube ich möchte ich in der Rubrik gestern beginnen zu erzählen. Nicht mehr heute, vielleicht auch nicht morgen, aber irgendwann. Auf die Gefahr hin, dass es wirkt als würde ich eines der "Mein-erstes-Mal-Blogs" abkupfern.
Was ist schon jemals wirklich neu?
alles andere als eine "declaration of INdependence".
nichts großes, nicht einmal etwas privates, das politisch wäre.
nichts idealistisches, nichts großes,
nur einen kleinen traum
vom kleinen glück.
ich habe sie satt, meine unabhängigkeit,
mein verzweifeltes ringen darum, mir die illusion zu bewahren.
zumindest im privaten.
I have a dream
my declaration of dependence
[dependence: Abhängigkeit weiblich ; Vertrauen sächlich
Übersetzungswörterbuch Copyright C. Langenscheidt KG Berlin und München 2000.]
ich träume davon zu vertrauen. die abhängigkeit nehme ich in kauf.
komme, was wolle:
"I have a dream."
at least t(w)onight.
nichts großes, nicht einmal etwas privates, das politisch wäre.
nichts idealistisches, nichts großes,
nur einen kleinen traum
vom kleinen glück.
ich habe sie satt, meine unabhängigkeit,
mein verzweifeltes ringen darum, mir die illusion zu bewahren.
zumindest im privaten.
I have a dream
my declaration of dependence
[dependence: Abhängigkeit weiblich ; Vertrauen sächlich
Übersetzungswörterbuch Copyright C. Langenscheidt KG Berlin und München 2000.]
ich träume davon zu vertrauen. die abhängigkeit nehme ich in kauf.
komme, was wolle:
"I have a dream."
at least t(w)onight.