absolute schwachstellen
ambivalenzen
credo
gestern
jump!
just me
lunatic
mehr oder weniger essbares
memories
querverweise
Selbst- und Fremdbild
sodbrennen
Sommer2009
sonnenstrahlen
traumland
trennlinien
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren



 
Zwei Monate minus einem Tag hielt er an, mein "Waffenstillstand" mit dem Leben und ich fürchte sehr, gestern wieder den einen Schritt zu weit gegangen zu sein.

Liebes Leben, mir scheint, ich bin ein gottverdammter Junkie und mit solchen Leuten sollte man keine Pakte schließen, aber ich fürchte, du wusstest das, nicht?

Kannst du deine Keule trotzdem dieses eine Mal stecken lassen? Im Gegenzug dazu würde ich dich auf ein Glas Wein hier zu mir auf meine Couch einladen und dir erzählen, wie wunderbar du sein kannst.

Kommst du?
Machen wir das so?

orpheus und seine erben

die "neuen wilden" haben vor allem einen bezug zu ihrer geschichte: sie möglichst rasch hinter sich zu lassen. die bewegung ist der prototyp des linearen: "was interessiert mich mein geschwätz von gestern?"
die gefahr des zurücksehens - wie orpheus auf eurydike. als hätte ein gott dafür die schlimmste strafe verhängt. als würden wir unsere identität nicht generieren aus unserer vergangenheit.
nie umdrehen nach dem stein, an dem man sie die zehe gestoßen hat. ein stein ist ein stein ist ein stein ... das risiko geirrt zu haben, wiegt kein anderes auf.

als wären es nicht konzentrische kreise, die wir ziehen, im magnetismusfeld dessen, was uns widerfahren ist.
ein beil soll trennen, was (noch) verbindet - die illusion vom "sauberen schnitt".
zum eliminierbaren flecken auf der weißen weste des selbst degradieren, was zentrum war.

die eigene vergangenheit leugnen, heißt sich selbst beschneiden. AB-kehr anstelle von RÜCK-kehr, als wäre rückkehr nichts anderes als die zwanghafte und peinliche wiederholung des immer selben, als wäre fortschritt - FORT-SCHRITT, FORT so viel sinnvoller, ehrenhafter als RÜCKschritt, der schritt zurück zum blick. rückgrat und fortschritt als eineiige zwillinge?)
als wäre alles zurückgebliebene statisch und keinen zweiten blick mehr wert. das neue ist immer vorne. zweifelt da wer?

ENT-WICK-LUNG. aus einer verwicklung lösen. investieren, zeit und geduld. uncool.
das schwert, das den gordischen knoten trennt. amputation statt heilung.

jeder blick zurück ein zeichen vermeintlicher schwäche, als wäre schwäche nur dann schwäche, wenn sie spürbar wird und läge potenzial nur in der stärke (schnell wie windhunde, hart wie kruppstahl, speed kills ...)

und jenseits der literalität der vergangenheit liegt der fokus auf der jeweils aktuellsten SCHLAG-zeile. (die frage bleibt, was oder wen sie denn nun erschlägt, die zeile.)
und keine briefe werden mehr geschrieben, nur noch mails. nichts, das irgendwann in einer schachtel sich wiederfindet, aufbewahrt wie ein mehr oder weniger kostbarer schatz und etwas zurückbringt, irgendwann - ein stück leben.

delete! spätestens beim nächsten systemabsturz, aber besser sofort, kaum gelesen. nur ja kein blick zurück! orpheus - wir erinnern uns. "was interessiert mich mein geschwätz von gestern?"

und so bauen wir keine häuser, wir bauen autobahnen.
auch der manchmal entstehende stau löst sich auf, nachdem jeder der vorbeifahrenden einen blick geworfen hat, auf die leiche im graben.
wieder einen erwischt. schulterzucken. weiter gehts.

A thousand lies have made me colder
And I don't think I can look at this the same.


Kennt Ihr das? Stundenlang am Herd stehen und dann selbst gar keinen Hunger mehr zu haben? - Ohne nebenbei dauernd ausufernd zu kosten, meine ich?

Vielleicht ist das aber mit dem Kosten beim Kochen auch so, dass es einem gar nicht so richtig auffällt.
Also ich meine: Vielleicht ist das so wie an jemanden denken, wenn man verliebt ist, man tut es irgendwie ständig, aber es wird einem irgendwann nicht mehr gewahr. Nur dann, wenn man es nicht mehr tut, dann fällt es auf, dann ist zu viel nicht gefüllter Platz für Gedanken und Bilder im Kopf. Dann ist da etwas leer, wo man gar nicht wusste, wie viel Fülle vorhanden war. Dann ist da sowas wie ... Hunger.

Hm ...

Wie sehr mir diese ausufernden Gespräche in einer größeren Gruppe fehlen, die völlig unerwartet einen erstaunlichen Themenbogen spannen und doch nie ins (zu) Seichte abgleiten, das weiß ich immer erst, wenn ich sie wieder erlebt habe.

Hirnwixen ist super!

Jössasnaaa (sagt man das so? Gefühlt lautmalerisch sollte das zur Stimmung passen.)

Es ist kein Zufall, dass ich das lange Schweigen hier mit einem Kochrezept durchbrochen habe. Das war ein hartes gut halbes Jahr, das hinter mir liegt. Viele Umbrüche, viele Abschiede, auch viel zerstörtes Vertrauen und menschliche Enttäuschungen.

Beruflich bin ich jetzt mitten in einem Neubeginn. Endlich wieder etwas, das aufgebaut werden will. Ein neues "Baby", das viel Zeit und Energie fordert. Doch wenn ich weiß wofür ich kämpfe, wohin ich will, kommt die Kraft, die es braucht wie von selbst.
Und ich hole sie mir zudem bei gutem Essen, mit Menschen, die mir gut tun, die sind, was sie zu sein vorgeben, in der Wanne, mit Büchern und mit Männern, die auch bereit sind, mir einfach nur den Nacken zu massieren oder auf der Couch beim Fernsehen meine Füße.

Auch wenn das ganz und gar nicht meine Jahreszeit ist, der Herbst, mit den immer noch kürzer werdenden Tagen, wenn es immer kälter wird, regnerisch, neblig, mit immer häufigerem Morgenfrost, versuche ich ihn dieses Jahr zu genießen.

Cocooning ist angesagt.

Weil ich wieder mal ein neues dodelsicheres Rezept ausprobiert habe, will ich Euch das nicht vorenthalten.

Zutaten:
Olivenöl
Zwiebel
Rohschinken
1 frischer Thymianzweig (gibt es bei mir nicht, ein bisschen gerebelter geht auch)
Eierschwammerl (Pfifferlinge)
Halbtrockener Weißwein (gibt es bei mir nicht - trockener tut es auch)
Mascarpone
Petersilie
Pfeffer, Salz

Zwiebel würfeln in heißem Öl zusammen mit den Rohschinkenstreifen anschwitzen, Eierschwammerl kurz mitbraten, mit Weißwein ablöschen, Thymianzweig dazu geben und einkochen lassen.
Mascarpone dazu geben, in der Pfanne schmelzen lassen.
Mit Salz, Pfeffer und Petersilie abschmecken.
Thymianzweig rausfischen und das Ganze über die Tagliatelle (ich nehme immer die Lasagnette von De Cecco) leeren.

Na gut, besser klingt es, würde ich schreiben: Die Tagliatelle auf dem Teller anrichten, die Pfifferling-Mascarpone-Sauce über die Nudeln geben und servieren - schmeckt aber gleich. :)

Parmesan gehört natürlich nicht drüber, aber ich ignoriere das.

Immer, wenn ich denke, ich würde mich nur alt und müde *fühlen*, belehrt mich der Spiegel eines Besseren.