absolute schwachstellen
ambivalenzen
credo
gestern
jump!
just me
lunatic
mehr oder weniger essbares
memories
querverweise
Selbst- und Fremdbild
sodbrennen
Sommer2009
sonnenstrahlen
traumland
trennlinien
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren



 
"Von allen Perversionen ist die Keuschheit die abartigste. Habe ich zumindest mal gelesen..." (kyra)

"Mein Name ist June, ich bin Ende 30, ich bin (so gut wie) monogam, ich kann Liebe und Sex nicht trennen." - so würde das dann wohl klingen, bei den AK (den anonymen Keuschen), nicht?

Nein nein, verstehen Sie mich nicht falsch, ich hatte jede Menge Sex mit Männern, die ich nicht liebte. Aus unterschiedlichsten Gründen. Meist aus Trotz.
Also doch nicht keusch? Ok, na gut. Dann eben nicht AK (klingt ohnehin so nach Mitgliedsbeitrag), sondern AM.

Dennoch. Madame U. und do-it-yourself hat mir mehr Leidenschaft und Lust bereitet als einer dieser Herren, die aus allen möglichen Gründen in meinem Bett landeten, jedoch nicht, weil sie - lassen Sie es mich kitschig ausdrücken - "mein Herz höher schlagen ließen".

Irgendwann kam unausweichlich und immer der Moment an dem ich mich fragte "was mache ich da?". Der Moment, in dem ich mich bei Mr. Right fallen lassen kann, in dem Körper und Kopf eins sind, eins in Verlangen und Lust, der Moment war es, in dem ich in solchen Situationen meinen Körper verließ, Zuschauer war. Manchmal belustigt, manchmal beinahe peinlich berührt oder teilweise sogar Haltungsnoten vergebend. Mir selbst fremd und abgetrennt von meinem Unterleib.

Ohne Anflug des Verliebtseins spielt mein Körper mit, meine Seele klinkt sich aus. Was bleibt ist Leere danach - im besten Fall. Manchmal auch Trauer oder Schmerz, der Schmerz der "ontologischen Differenz"(?).

Sie sehen, ich bin unheilbar romantisch, nicht in der Lage, Gefühle und geschlechtliche Lust befriedigend zu trennen, eine krankhaft den Geschlechtsakt mystifizierende Ewiggestrige, wie mir manchmal scheint.

Zudem jedoch gehöre ich zu den Personen, die nachts ihr Handy nicht abschalten.
Sie fragen sich, was das eine mit dem anderen zu tun hat? Ein bisschen Geduld, um den Bogen zu spannen sind jetzt einige kleine Ausflüge nötig.

Ich schalte mein Handy nicht ab nachts. Nie - naja so gut wie nie. Notfälle, Sie wissen ja - oder ER, oder ... ach lassen wir das. Nachts ruft mich niemand an. Meine Freunde wissen, dass mein Schlaf mir heilig ist und andere haben meine Nummer nicht.

Letzte Nacht passierte es dennoch. - ER.
okay, fast-ER, na gut ex-ER um genauer zu sein ein ex-ER und wer es ganz genau wissen möchte: der vor-ex-ER. M.

Der vor-ex-ER mit den zwei Kindern, der zwei Jahre lang mit mir seine Frau betrog bis die Ehe zerbrach und unsere Affäre auch. Was nicht direkt miteinander in Zusammenhang gebracht werden sollte. Unsere Affäre starb einen langsamen Tod, den Tod der Gewohnheit. Ja, das kann auch mit Affären geschehen, auch Heimlichkeiten können alltäglich werden, sich abnützen. Selbst die schönsten Hotelzimmer unterscheiden sich irgendwann einmal nicht mehr voneinander, die Mails und Telefonate kühlen ab, die Treffen werden seltener. Und dann kam Henry, der Rest ist Geschichte.

Gestern Nacht also riss mich das Telefon mitten aus dem Dämmerzustand im Halb-Traum des Einschlafens. So unvermittelt, dass ich von einer Sekunde zur nächsten hellwach war. Wach genug, um mir eine Zigarette anzuzünden (ja, ich rauche im Bett und ich weiß, das tut man nicht) und mich wirklich über den Anruf zu freuen.
Es wird Zeit, meinte er, dass wir uns wiedersehen. Nach den ersten holpernden Minuten kam sie langsam wieder, die alte Vertrautheit, die ich nie jemals ganz mit Menschen verliere, die mir einmal wirklich nahe waren. Ja, das Gespräch wurde zum Flirt, gewann eine Schlüpfrigkeit fast wie damals und dann kam es, das Thema, sein Thema, der Wunsch, den ich ihm immer ausgeschlagen hatte: Der Club-Besuch.

Aber nein, nein, nein, ich habe nichts zugesagt. Es war ein Flirt, ein leises Necken, ein bisschen "damals" - Sie wissen schon - und eine Verabredung zum Essen am kommenden Wochenende. So, wie wir alle heiligen Zeiten miteinander essen waren, wenn er in der Stadt war, nach dem "uns".

Dennoch: Vielleicht sollte ich es tun. Vielleicht sollte ich endlich meine spießbürgerliche Seele so richtig auf den Prüfstand stellen.
Keine Verliebtheit, keine Liebe, kein Herzschmerz, kein Trotz. Und trotz-dem ....

Weib! Zu Hilfe!.
Ich weiß doch nicht mal, was frau da anzieht.
Gibt es einen "Elmayr" für Swingerclubs?
Wie sagt frau dort richtig "nein"?
Ist es unschicklich das Küssen zu verweigern?

Ich glaube fast, ich bleibe doch lieber was ich bin - ultimativ pervers. Was meinen Sie?
creature meinte am 11. Apr, 20:52:
ich neige zu...ja, bleib der du bist.
selbst ich als mann würde mich dort schwertun! 
kyra meinte am 12. Apr, 11:28:
hier gibt es nur so viel zu sagen: du bist sehr authentisch, indem was du willst und darstellst. und das ist die wichtigste voraussetzung für guten sex. du verschnörkselst dich anscheinend nicht, um zu gefallen. du definierst dich und deine lust. deshalb hast du verdient, was du forderst. wenn du der laune eines swinger-klub-besuchs nicht aus fremd-motivation, des gefallen-willens, folgen willst, sondern aus neugierde - tu es. wie du dich anziehst? so wie du schreibst. lustvoll. aber nicht aufgesetzt. nicht vordergründig, sondern möglichkeit verheißend. du musst dich wohl fühlen. frauen sagen nicht nein - das nein ist haltung. kommt nonverbal. wenn du nein ausstrahlst, wird sich keiner in deine nähe wagen. außerdem gibt es strenge regeln im klub. und zum thema verweigern: wenn du nicht küssen magst, küsst du nicht. so einfach ist das. die anderen werden checken, mit wem sie es zu tun haben.
bleib, was du bist, dann bist du schon geworden, was du immer schon warst. 
june antwortete am 12. Apr, 21:17:
du machst mir mut zum übermut, kyra :)
ich sehe jedoch auch, dass mich das, was sich hinter creatures link da oben verbirgt, sehr abstößt ...

aber ich werde mich ohnehin nicht im vorfeld festlegen, die stimmung muss die richtige sein - und die unsicherheit, die ich momentan spüre, ist durchaus reizvoll. 
kyra antwortete am 12. Apr, 21:38:
du weißt ja
es gibt immer und überall einen ausgang ;-) 
weib meinte am 13. Apr, 18:56:
spät, aber hier bin ich
die schnell runtergeschriebenen zehn goldenen swingerregeln für frauen:

1. gehe nur in einen club, wenn du wirklich lust hast und den herz nicht blutet oder rülpst

2. ziehe wenig an, aber soviel, dass es sexy ist. bedecke die stellen, die dir an diesem tag sorgen bereiten. (nur schöne wäsche, vielleicht ein tuch um die hüften, vielleicht ein body, vielleicht ein knappes top über dem höschen...whatever...ziehe dazu aber auf jeden fall schicke schuhe an.)

3. mache dort nur das, worauf du lust hast. du bist die königin.

4. sage "nein" zu allem, was dir komisch vor kommt. sage es, oder schiebe körperteile wortlos weg. du brauchst deine entscheidung nicht zu kommentieren. du bist die königin.

5. vergiss das küssen. es ergibt sich, oder es ergibt sich nicht. denke nicht darüber nach. wenn du keine lust hast, dann lass es.

6. lass dich richtig verwöhnen. du brauchst dich für nichts zu revanchieren. lass die kerle ruhig richtig "arbeiten" und mache nur das, worauf du lust hast. du bist zu nichts verpflichtet. es macht den männern trotzdem spass.

7. wähle aus. du bist die königin. behalte dir vor, deine wahl zu revidieren, wenn du dich in jemand getäuscht hast. du bist zu nichts verpflichtet.

8. du bist auch dem mann, mit dem du dort bist, zu nichts verpflichetet (es sei denn, ihr seid ein richtiges paar). er kann froh sein, dass du ihn mitgenommen hast, somit wird es für ihn billiger und unkomplizierter.

9. fallst du etwas für den mann fühlst, mit dem du dort bist, dann gehe vorher sehr genau in dich und überlege, ob es dich verletzten könnte, wenn er etwas mit anderen mach. prüfe deine gefühle. sei lieber zu vorsichtig. sprich in diesem falle regeln mit ihm ab.

10. genieße!

(p.s. fast alle websites von clubs haben so seiten mit FAQs) 
june antwortete am 13. Apr, 19:16:
danke!
dank dir, weib. :)

für alles, die ganze lange, ausführliche antwort - und ganz besonders und gerade jetzt punkt 1.

DANKE. 
weib antwortete am 13. Apr, 19:32:
bitte! von herzen gerne!

ich habe sie bei mir reingenommen und noch ein bißchen an ihnen rumgeschraubt, weil ich sie nur schnell runtergeschrieben hatte. 
fantasia meinte am 13. Apr, 22:31:
liebe june
bleiben wie man ist, ist manchmal zu wenig - denn - wenn du es dir schon überlegst, etwas zu tun, dann will es ein teil von dir vielleicht doch einmal erleben.
die tipps vom weib würd ich alle unterschreiben - und mein erfahrungsschatz ist diesbezüglich erheblich begrenzter - nur: ich hab mich in einen club einmal auch so halb neugierig, halb aus verzweiflung (aber nur meiner über meine damalige lebenssituation) mitnehmen lassen und war dann sehr erstaunt, dass es ganz "anders" war, als ich vorher gedacht hatte. und ich denk heut noch gern dran, wie es war ...
zunächst hab ich eine exibitionistische seite an mir entdeckt, die mir nicht wirklich bewusst war. dann bin ich draufgekommen, dass es NUR nach meinen regeln geht, und das hat spass gemacht. ich kannte den, der mich mitgenommen hat, nicht wirklich gut (mit diesem ausflug ist er sozusagen zum two_night_stand geworden ...), war aber froh, dass ich nicht allein da war (speziell beim neinsagen - denn da war schon einer, ders halt nicht gleich kapiert hat ...) - und am ende bin ich von ihm mit jemand anderen, den ich dort "kennen" gelernt hab, auch noch nachhause chauffiert worden. ich hab mit beiden noch eine telefonfreundschaft, weil sie praktischerweise mittlerweile 1800, bzw.immer noch 300 km entfernt wohnen. (und das finde ich auch ganz gut so.)
warum ich dir das erzähle: ich verwechsle sex, leidenschaft und liebe auch beständig und will da auch gar nix mehr trennen. und mir hat das "erlebnis" auf eine weise gezeigt, wie einfach manche sachen sind, dass ich glatt eine woche später genau meinen mr. right gefunden hab. (aber ganz woanders;-)) 
june antwortete am 14. Apr, 00:37:
liebe fantasia,
ich danke dir für deinen ausführlichen kommentar. ich kann viel davon nach... ja nachFÜHLEN.
wobei es mir wichtiger ist, dass es nicht in meiner "verantwortung" liegt als dass es nach meinen regeln geht.
mit "nicht in meiner verantwortung liegt" meine ich, dass ich es nicht riskiere jemanden zu kränken oder gar zu verletzen, wenn ich wirklich NUR meiner eigenen lust entsprechend agiere und reagiere.

die sache ist nur: ich will mich nicht EINEM hingeben, weil es DEN einen gibt. ich möchte mich in der masse verlieren - ja, eigentlch will ich ihn mir rausficken lassen, ihn, mein herz und meine seele, mich in lust so verlieren, dass ich die liebe vergesse.

es ist nicht die scham und nicht *eigentlich* die unsicherheit. es ist die angst, danach erst recht schmerzlich zu vermissen, was ich zurücklassen wollte.
das problem ist, dass dieses "erlebnis" als fantasie für mich teil von UNS war. es mit einem anderen erleben kann beides sein: emanzipation von einem gemeinsamen traum und damit loslösung oder ...

ja, oder ...

und morgen ist alles vielleicht ganz anders
oder fühlt sich zumindest so an. 
creature antwortete am 14. Apr, 00:44:
träume drängen zur verwirklichung, ich denke inzwischen du könntest den versuch starten mit jemand ganz großherzigen an deiner seite der dir stütze und halt ist!