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just me

Es ist bewölkt, aber warm genug, um im Bikini draußen zu liegen. Ja, heute trage ich Bikini, weil die Terrasse zwar soweit nicht einsehbar ist, als dass ich hier nackt liegen kann, stehe ich jedoch auf, so brauche ich ein Badetuch, sollte ich keine Lust haben irgendwann wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses belangt oder angeglotzt zu werden von dem Nachbarn im Haus gegenüber, der offenbar in diesem Jahr seine Lust am Voyeurismus entdeckt hat (oder neu eingezogen ist) und das ist mir heute zu mühsam.

Das Tragen des Bikini hat auch den Vorteil, dass es es leichter macht, die Augen zu schließen und den Versuch zu machen, die Verkehrsgeräusche als Meeresbrandung wahrzunehmen, was geht, wenn nicht gerade ein Einsatzfahrzeug unterwegs ist und ich etwas geraucht habe wie heute. Irgendwo in einer Schublade habe ich noch etwas altes Gras gefunden, schon ziemlich vertrocknet, nicht gerade wohlschmeckend, aber der Geschmack war ohnehin noch nie meiner, und dementsprechend enttäuschend in der Wirkung für jemanden, der es gerne stärker mag als ich.
Ich liebe es, wenn die Wirkung sehr sanft ist, die Wahrnehmung nur minimalst verändert.

Jetzt wäre es schön, jemanden hier zu haben für eines dieser ganz leisen Gespräche, die mit wenigen Worten auskommen. Gespräche wie sie stattfinden zwischen sehr vertrauten Menschen ohne Zeitdruck. Gespräche zwischen zwei Menschen, die einander ab und zu berühren, während jeder sein Buch oder seine Zeitschrift liest und dem anderen nur ab und zu einen Satz schenkt, der ihm wichtig erscheint, weil wichtige Sätze oder Gedanken danach verlangen geteilt zu werden so wie Gefühle und Träume.

Ich klicke sie immer wieder mal durch, meine Referrer und Zugriffe. Ich mag die Google-Anfragen, die sind oft wirklich sehr skurril. Ich frage mich, wie viele hier enttäuscht wieder abziehen, die Personen dahinter sind mir egal.

Aber wenn ich dann sehe, dass sich jemand gut zwei Stunden mit dem hier beschäftigt, hier herinnen gestöbert hat, dann packt sie mich doch, die große Neugierde, dann würde ich gerne das wissen, von dem ich sonst meist sage "Mir doch wurscht" - was denkt sich so jemand? Wie kommt das an? Wie wirkt das auf jemanden, der unvorbereitet hier hereinstolpert?

Erstaunlich - heute war der erste Tag seit langem, an dem mich wirklich die Hacke aufrecht gehalten hat. - Spannende Themen / Diskussionen (ich hab sie alle mundtot gemacht *g*), wenig mühsame oder lästige Leute ... irgendwie ging es mir einfach leicht von der Hand und hat wirklich wieder Spaß gemacht.

Nein, es ist nicht der Job an sich, es sind die Rahmenbedingungen, die mich oft so fertig machen, so verdammt viel Kraft kosten.

Dass ich meinen Chef nicht mehr sehe, seit die Zimmerpalme strategisch günstig umgestellt wurde und wieder dazu übergegangen bin Kopfhörer zu tragen, auch wenn mir dabei einiges entgeht, ist psycho hygienisch ein Fortschritt und dass sie trotz allem fordert, die Hacke, ist gerade in Zeiten wie diesen so unglaublich wichtig.

Emotional hänge ich im Eck, drehen sich die Gedanken im Kreis, sind die Gefühle eingefroren. Ich denke ein Treffen mit G. täte mir gut, doch nichts zieht mich wirklich zu ihm hin, daher würde ich es als Missbrauch empfinden, ihn um ein solches zu bitten, da lasse ich ihn lieber laufen, G.
Ja, G. läuft, seit einigen Monaten schon. Er läuft davon, ich darf ihm das auch sagen, er kann es von mir auch nehmen, weil er weiß, dass es kein Vorwurf ist, nur eine Feststellung. Seinem Körper tut es gut, er sieht ganz objektiv fantastisch aus. Begehrenswerter wurde er dennoch nicht. Ich genieße ihn, wenn es passt, nicht mehr und nicht weniger als zuvor und derzeit gar nicht, weil mein Begehren als solches wie abgestorben zu sein scheint.


"Ich hab dich so vermisst", sagt G., den ich gestern im Rahmen meiner Ich-bin-wieder-da-Anrufe nicht vergessen, nein, bewusst verdrängt hatte, weil ich mit dieser Frage rechnete, die folgte: "Hast du an mich gedacht?" und weil ich es hasse zu lügen und ebenso hasse zu verletzen, wich ich ihr aus, der Antwort, beschränkte mich darauf, ich würde mich freuen, ihn wieder zu sehen, was keine Lüge ist. Nur warten müssen wir noch ein bisschen, bis es wieder wärmer wird, bis wir wieder an warmen Abenden auf meiner Terrasse essen können, oder uns wirklich ein Wochenende auf seinem Boot stehlen können.

Es wird ein guter Sommer für uns, das weiß ich, zumindest will ich daran glauben, nur Gedanken mache ich mir eben kaum über ihn oder über uns, wenn er fort ist, wenn ich weg bin, es gibt nichts an ihm, an dem ich mich abarbeite, das mich verfolgt, gefangen hält.

Irgendwie hatte ich doch gehofft, dieses Urlaubsgefühl zumindest ein bisschen länger konservieren zu können, doch die Realität ist unerbittlich, nur wenig tröstet die Terrasse und die Tatsache, dass das Wetter schöner ist als angekündigt.
Kurz vor meiner Rückreise tröstete ich mich noch mit der Vorstellung zumindest noch zwei Tage zu haben, die es mir erlauben, mich in den Resten dieses samtigen Wohlgefühls zu baden, die eine oder andere angedachte Fantasie mit meinen beiden Freunden, den Nobras bis zum Ende durchzuspielen, aber es ist, als wäre alles rundherum darauf programmiert, mich möglichst hart zu landen, wie ein Kind, das man an beiden Oberarmen packt und mit aller Entschiedenheit auf einen harten Sessel setzt um ihm wieder einmal zu erklären, wie er denn so ist, der Ernst des Lebens und wie er sich anzufühlen hat.

Ja, Daddy, ich hab's ja verstanden. Ich bin ja wieder da.

Gut, dass mir noch ein Tag Spielraum bleibt, viel habe ich noch nicht erledigt. Der Koffer ist immer noch nicht fertig ausgepackt, in der Waschmaschine dreht sich erst die erste Ladung, die Entscheidung ob ich ob des leeren Kühlschranks mich doch an den Herd stelle und sehe, was sich da alles so unter den Konserven und im Gefrierschrank befindet, das sich in etwas Essbares verwandeln lässt oder einen Zustelldienst bemühe, habe ich auch noch nicht getroffen, obwohl mein Magen langsam rebelliert.
Zumindest die wichtigsten "Ich-bin-gut-angekommen"-Anrufe habe ich erledigt.

Am frühen Nachmittag bin ich meinen Gedanken nachhängend auf meiner Couch eingedöst und mitten hineingerutscht in einen dieser "verbotenen Träume". Ich lag auf dem großen warmen Stein im Hamam auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Das Mädchen verteilte diesen herrlich duftenden, leichten, üppigen Seifenschaum auf meinem Körper und begann mich damit zu waschen, als ich plötzlich spürte, dass die Berührungen sich änderten, die Hände sich anders anfühlten. Ich hielt sie geschlossen, die Augen, mein Körper wusste, wem sie gehörten, diese Hände und ich hatte Angst, so viel Angst davor, sie zu vertreiben ...

Am Tag der Abreise stand ich noch einmal recht früh auf, um das letzte bisschen Zeit so gute es geht zu nützen, spazierte noch einmal zum Meer hinunter, frühstückte auf der Terrasse und legte mich dann am Pool noch einmal in die Vormittagssonne. Eine der streunenden Katzen, die immer in der Hoffnung Futter zu bekommen herumschlichen, aber an sich recht scheu waren, eine schwarze mit weißen Pfoten und einem offenbar halbblinden Auge leistete mir Gesellschaft, lag zuerst neben meiner Liege und schmiegte sich an meine Hand, bis sie es sich schlussendlich in meiner Armbeuge gemütlich machte und schnurrte. - Und ich schnurrte mit.

Wenig später kam natürlich auch wieder mein persönlicher Spanner und belegte eine Liege schräg gegenüber der meinen. So oft er mich genervt hatte in diesen Tagen, sosehr hatte ich doch beinahe das Bedürfnis, mich auch von ihm zu verabschieden, war er doch schließlich beinahe soetwas wie eine Konstante in diesem Urlaub gewesen. Am Vorabend hatte er mich sogar noch ins Dampfbad "verfolgt" (einem der wenigen gemischten Bereiche des Spa) und mich von dort vertrieben, dennoch beeindruckend, wie und wo er es überall schaffte, mich aufzutreiben. Was für ihn sprach war, dass er immer einen gewissen Abstand wahrte und nie versuchte mich anzusprechen. Das zumindest sollte lobend erwähnt werden. Ich schenkte ihm also als ich endgültig zum letzten mal meine Sachen zusammenpackte ein Lächeln und glaube, er hat sich mehr erschreckt als darüber gefreut.

Der Flug hatte eineinhalb Stunden Verspätung. - Was für eine Verschwendung, diese Zeit in der Abflughalle zu verbringen, in der ich allerdings einen der wenigen Menschen der Öffentlichkeit traf, dem ich beinahe uneingeschränkte Sympathie, man könnte fast sagen Bewunderung entgegen bringe: Heide Schmidt. Wir grüßten uns über die Distanz hinweg, ich denke nciht, dass sie mich wiedererkannt hat, unsere einzige persönliche Begegnung ist schon viele Jahre her. Zu ihr hätte ich mich gerne gesetzt, mit ihr hätte ich mich gerne unterhalten, aber ich gehe immer davon aus, dass es andere Menschen ebenso hassen wie ich einfach angesprochen zu werden,vor allem in Situationen, in denen man kaum auskommt, ohne unhöflich zu wirken.

Sehr viel später als geplant kamen wir dann endlich in Wien an.

Mein Kühlschrank ist leer, die Schmutzwäsche stapelt sich, meine Haare verlangen dringend nach einer Intensivpflege. Es ist ruhig hier, sehr ruhig und ich muss die Räume hier erst langsam wieder ertasten, füllen, meine Mails lesen, ... alles das, was zum Ankommen so dazu gehört, aber eigentlich will ich das gar nicht, ankommen, deshalb sitze ich hier leicht paralysiert, ein bisschen leer und verloren.

Mein Begleiter lässt keinen Zweifel daran, dass er mich und meine Abneigung gegen Menschen im Allgemeinen (nicht im Besonderen) für ziemlich hysterisch hält, ist er selbst doch zwar beileibe kein "Rudeltier", aber sehr umgänglich und kommunikativ.
Dennoch kennt er mich lange genug, um über meine Schwächen zwar zu lästern, sie aber zu respektieren und so haben wir heute im alten Hafen ein Boot nur für uns zwei gemietet, ein nettes Ausflugsboot mit einer als Sonnenschutz über dem Deck montierten Plane.
Wir waren also nur zu viert zusammen mit dem "Kapitän" und seiner Frau. Es war herrlich so gemütlich die Steilküste entlang zu fahren, vorbei an Höhleneingängen und Wasserfällen, das Meer unglaublich ruhig und klar, tiefblau bis türkis, zwischendurch hielten wir an und ich schwamm ein paar Runden, auch hinein in die Höhlen, die mich an Sardinien erinnerten als ich mich, damals noch ein Teenager, mit meiner Urlaubsliebe immer wieder in so eine Höhle flüchtete.

Später machen wir noch eine Runde durch den Bazar. Ein in Deutschland aufgewachsener Türke köderte mich mit den Worten: "Darf ich Euch vielleicht ein paar Fälschungen andrehen?" Wir blieben über zwei Stunden, tranken kalten Apfeltee, feilschten mit ihm um den Preis einiger wirklich gut gelungener "Markenklamotten" und hatten alle drei unglaublich Spaß dabei.

Die späten Nachmittagsstunden habe ich lesend am Pool verbracht und am Abend muss ich unbedingt noch einmal ins Dampfbad wenn sich schon keine Massage mehr ausgeht.

Was gäbe ich für einen Rewind-Button.

begann mit Magenschmerzen, die Nacht war unruhig, die schönen Träume wieder durchsetzt mit viel zu viel Realität, bitteren, ernüchternden Sequenzen.