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wollte ich um dich weinen, wollte spüren, dass es schmerzt, dein schweigen. aber ich habe mich wohl zusehr auch daran gewöhnt.

es ist nicht mehr dein schweigen, das mich bewegt und nur noch selten deine worte.
alles ist vorhersehbar, nichts mehr neu. wie ein schachspiel, das wir mt derselben eröffnung, denselben zügen schon zu oft gespielt haben, lässt mich das "schach matt" immer unberührter.

manchmal warte ich immer noch auf einen neuen zug und weiß doch, was kommen wird. bin enttäuscht, wenn es eintritt, nicht mehr erschüttert.

es sind meine träume, die "uns" am leben halten. in meinen träumen gibt es das noch, das unerwartete und auch das wird zur seltenheit.

oh ja, ich kann immer noch zittern in deinen armen wie am ersten tag. kann dich immer noch begehren wie keinen sonst, die spannung, das verliebtsein hast du mir genommen.

wollen wir hier wirklich noch sitzen, wir beiden einander zunehmend fremdgewordnen femden, bis wir einander gar nicht mehr erkennen?
wir sollten - denke ich - aufstehen, solange wir einander noch in erinnerung behalten können, und schleunigst das weite suchen.

um das, was uns verband, retrospektiv zumindest noch leidenschaft nennen zu können. und manchmal, im rückblick spüren wir vielleicht noch die spuren, die daran kleben. liebe.

und dann sitzen wir da, sie und ich und sie gibt mir den platz, mein leben revue passieren zu lassen.

ja, wo wäre ich, wenn ...

ich hätte verloren gehen können in dem, das sich "rotlichtmilieu" nannte, in der kleinen stadt, in der ich aufwuchs. verloren gehen können zwischen den mädchen vor der bar, die einen cocktail bestellten (orangensaft mit grenadine auf eis) oder champagner (kindersekt) zwischen den "auftritten" auf der kleinen bühne, die sich an die stange klammerten, als wäre sie der einzige halt in ihrem leben.
ich hätte verloren gehen können in den drogen, die es schafften, die distanz zu halten, als wäre das alles nur ein film.

aber kleine "bourgoisie-mädchen" sind davor gefeit, finden sicher immer ihren "retter", der sie zurückbringt an die uni, zurückbringt dahin, wo das haus im grünen winkt und das gemeinsame kind (zusammen mit dem hund), der sie zurückholt in eine spießigkeit, die so vertraut erscheint und dennoch sosehr den atem nimmt.
68 kam spät in unsrer kleinen stadt. spät genug, um als teenager noch einen hauch davon zu erschnuppern. den hauch, der so wenige jahre später die verlogene idylle zerschlug.

wie knapp ich dem leben entging, in dem ich gelernt hätte, was immer erlernenswert war - "erwachsen sein".

was wäre gewesen, wenn?

"über die postmoderne gestoplert und im biedermeier gelandet" schrieb ich damals.

im allerletzen moment doch wieder die flucht.

und dann sitze ich hier mit ihr auf dieser couch.

die einzige "konventionelle beziehung", die ich je hatte, gestehe ich ihr, war henry, die einzige, die ich auch nur annährernd in der lage war zu leben und "ich" zu bleiben. und nicht einmal sie überlebte den alltag.
die schönste erinnerung an henry und mich, gestehe ich, ist die zeit , in der er mich verlassen hatte und kurz danach.
als er mich verlassen hatte, konnte ich ihn schätzen und vermissen, als er wiederkam konnte ich ihn genießen.
"vergessen sie nie", sage ich alban, wie es ist, zu vermissen. (zu genau weiß ich wie unglaublich schnell der alltag sein "grau" ausschüttet).

ein grau, dem june sich auch an der seite henrys nicht entziehen konnte.

"frag mich nicht, ob ich mit dir gehe!" schrie june einen sehr verdatterten jungen vor einer ewigkeit an, " frag mich, ob ich mit dir fliege!" (gut, ich gebe zu, das war auf LSD, aber war nicht weniger wahr, nur klarer formuliert).

und so ist es immer noch. tief in mir. ich vermisse, dass es mich zittern macht, das leben. und ich vermisse, das es schmerzt, weil nur das "ganz oben" zählt und das "ganz unten". weil nur das "leben" ist. weil "zufriedenheit" die lebenden toten widerspiegelt, weil ein warmes fußbad nur dazu dienen kann, die voraussetzung zu schaffen, die hornhaut wegzurubbeln.

"ich weiß nicht", sage ich, "wo ich suchen sollte, ich habe das beste hinter mir" und so viele bilder in mir, die unerreichbar scheinen. bilder, worte, zeilen, berührungen.

es wird noch ein "mehr" geben, vielleicht auch noch zwei, aber irgendwann werde ich es lernen müssen "anzukommen".

ein fluch ist das: jägerin zu sein und fluchttier zugleich. nur tauschen, nein, tauschen möchte ich nicht, nur manchmal, ganz selten, die zeit zurückdrehen.

und jetzt noch immer nicht schlafen gehen, obwohl ich todmüde bin ...