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und dann stehe ich da vor diesem spiegel, frisch der badewanne entstiegen, gepeelt und eingecremt.

sehe vor mir ein objekt. eines, das sich gar nicht so schlecht macht, für sein alter. doch, ein körper, mit dem man leben kann. relativ norm- und marktgerecht. noch.
gut, das pölsterchen hier, das müsste nicht sein. und drückt man die oberschenkel, sind dellen erkennbar.
aber die wissenschaft hat festgestellt, dass ...
und zur not kann man dann immer noch ein bisschen operieren lassen. die chirurgie ist da ja schon recht weit. vielleicht ein bisschen die spärliche oberweite aufpolstern. noch ist sie ja zumindest recht straff.
und botox dann vielleicht, für die ersten fältchen, die schon drohen zu falten zu werden. obwohl da noch auch die kosmetikindustrie recht viel ermöglichst. die forschung schläft nicht, in einem so lukrativen bereich.

doch doch, das "werkzeug" da im spiegel, das entspricht schon noch - im großen und ganzen.
was ja auch wichtig ist. ist doch wissenschaftlich schon lange geklärt, dass frau in meinem alter ihre größte sexuelle potenz erreicht. nie so viel spaß hat an sex.

"du solltest wirklich wieder einmal sex haben", erkläre ich dem körper im spiegel. "das ist doch nicht normal".
was bist du? prüde? verklemmt? kommen irgendwelche katholischen muster durch, die du behandeln lassen solltest?
sex macht spaß. sex ist gut für deine psyche. und überhaupt für deinen körper. denk nur an die kalorien, die du dabei verbrennst. zudem: denk an deinen beckenboden!

keine frage: keinen sex zu haben und darunter zu leiden ist normal. sex haben zu können und keinen zu wollen - also bitte, das ist, naja, vielleicht nicht gerade "krank", aber zumindest bedenklich.
das muss einen grund haben. irgendwas stimmt nicht mit dir."

sexualverbot kontra sexualgebot.
ich bin so frei von zweiterem auch einfach mal die schnauze voll zu haben.

es ist ein thread der dschungel. dennoch "stehle" ich ihn. unverfroren und hemmungslos.

in einem weblog, das so "schnell" ist, habe ich sehr leicht das gefühl, der zeit hinterher zu hinken. hier nehme ich mir meine ruhe, meine winter-ruhe, habe nicht mehr das gefühl zu "bremsen", indem ich mich immer noch im gestern aufhalte.


parallalie meinte am 24. Jan, 18:11:
umgekehrt: es mag auch an einer fehlenden wissenschaft in der sinnlichkeit liegen, weshalb wissenschaft eben aus ihr ausgeklammert werden soll... und zwar, obwohl es um wissenschaftliche phänomene - nahezu immer - geht.
klappt das? nein, ich glaube nicht. die sinne erzeugen wissen, nicht das wissen die sinne. die sinne sagen über die wissenschaft: "die wissenschaft hat festgestellt, daß schokolade kakao enthält", die wissenschaft sagt über die sinne: "es handelt sich um einen lustgewinn". aber die lust bleibt aus, wenn man's liest.


"die sinne erzeugen wissen, nicht das wissen die sinne".

daran glaube ich nicht. "das wissen" prägt das bewusstsein und dieses die selbstwahrnehmung und damit die sinne, davon bin ich fest, ganz fest überzeugt.
(auch davon, dass menschen anderer kulturkreise ihre sinnlichkeit anders erleben - auch ihre sexualität - weil das bewusstsein ein anderes ist - ein grund, warum mir kulturvergleiche immer leichtes bauchweh bescheren. der "forscher" verändert durch seine anwesenheit die "versuchsanordnung" und schleust diese zudem durch seine ihm eigenen filter.)

spüre ich meinen körper heute noch so, wie ihn eine frau vor zweihundert jahren gespürt hat? nehme ich ihn wirklich noch so wahr?
auch das mit sicherheit nicht.

ich gehe nochmals in eine verkehrung:
wissenschaftliche forschung ist nicht "objektiv". es wird nicht erforscht, was "ist", es wird erforscht, was gesehen werden will. ist immer an den zeitgeist gebunden, nicht nur in der ausgangsposition der "wissenschaftlichen neugierde" letztlich auch in ihrer richtung. damit bestimmt das wissen auch das bewusstsein. es ist eine symbiose aus der es kein entrinnen gibt.

zäsur

wir brechen tabus. "wir" kinder der aufklärung. und ersetzen sie durch normen.
befreien wir uns, oder tauschen wir die fesseln?

diese frage ist nicht "neu" und dennoch für mich keine rein theoretische, sondern eine sehr private, eine gespürte, erlebte ...

so "befreit", so "aufgeklärt" sind wir, dass freiheit in einem duschgel zu finden ist, dass selbstbewusstsein eine hautcreme schenkt und ein auto abenteuer.
so "befreit", dass leidenschaft in techniken, stellungen, praktiken gemessen wird, dass lust eine frage des "schluckens oder spuckens" ist, dass ein hand-in-hand domäne einer rosamund pilcher geworden ist ...


auch ich neige dazu, die befreiung zu zelebrieren.

... und BIN doch so viel freier in einer einzigen umarmung, in einem einzigen kuss.
bin die ohne fragen.

manchmal habe ich das gefühl das alter zeigt sich in den offenen fragen, die man mit sich herumträgt.

derzeit ist es wieder eine mehr.

wieviel kostbarer werden dadurch diese wenigen momente, in denen keine frage mehr zählt.
in denen es nur eine einzige antwort gibt: "ja!"

diese momente "sein" zu lassen, das gilt es zu lernen.

erst als ich es verließ, das lokal, wurde aus der ahnung ein eindruck, manifestierte sich die gewissheit.

noch drei mal um den block. straßenschild, fassade, hausnummer.
wie lange ist das nun schon vergangenheit?

und dann weiter, egal wo hin. quer durch die stadt, bis nichts mehr bekannt erscheint - und das geht weit schneller als gedacht.
ich bin nicht müde, ich habe kein ziel.
zeit spielt keine rolle.

liebäugeln mit den blauen schildern, liebäugeln mit graz, budapest, prag.
prag. noch einmal?
prag? wie damals?
prag im schnee.

schließlich doch wieder ein orientierungspunkt, bekannte straßen.

in dieser nacht kamen endlich wieder die tränen.
diese tränen, die knoten lösen, die seele reinigen.

was manchmal ein einziger satz zu bewirken vermag.

und dann werfe ich dir und du mir vor (die füße), an den kopf all diese details, die in erinnerung geblieben sind.

werfe dir lüge vor, betrug, falsches spiel.
wie du mir.

und habe RECHT. wie auch all meine freunde bestätigen.
(dir die deinen auch.)

meine "wahrheit" gegen deine "wahrheit".
immer im kreis.
härter, heftiger, mehr beweise, belege, geschütze werden aufgefahren.

dass wir uns beide weh getan haben, könnte so leicht zu sehen sein,
das hieße anerkennen müssen, dass ich an meinen und deinen verletzungen "schuld" trage, nicht mehr und nicht weniger als du auch.

"ich trage den schmerz.
nimm du die schuld."

beide, unisono - hier plötzlich wieder im gleichklang vereint.

so viel, das mir durch den kopf geht - oder vielleicht sogar mehr durch den bauch, das herz, den körper, das kaum in gedanken zu fassen ist.

viel, in das auch das hier hinein spielt.
oder mehr noch:

Er sagt: „Eine Frau, die mit dir zusammen als Familie alt werden möchte, aber zugleich die körperliche Berührung nicht mehr will, die sagt: Gib mir meine verlorene Kindheit zurück. Sie will ein Opfer als Zeichen einer heilen Liebe, einer solchen, die rein ist.“

so viele einander widersprechende gefühle und gedanken.

ich kann für niemanden sprechen, erst recht nicht für missbrauchte frauen, ich bin nicht missbrauchter als ein mensch es sein muss nach über drei jahrzehnten des menschseins - und damit als weiblicher mensch anders als als männlicher.
wir tragen alle unsere narben, keine jedoch könnte ich gesondert benennen als resultat eines klares schnittes. kein missbrauch, keine vergewaltigung, keine gewalt (als kind ohrfeigen und ähnliches, niemals prügel).

masochistisch?
BIN ich das?
war ich das schon, als ich feststellte es zu lieben, dieses klare: "baby, schick ihn weg!", den festen griff in meine haare?

könnte ich jemals den schmerz lieben?
nein. es ist eine intensität, die sich immer bewegen muss auf der grenze zwischen lust und schmerz, diese niemals überschreiten darf.
das sich-dem-anderen-überantworten, in der gewissheit, dass er das vertrauen niemals missbrauchen wird, hin-geben.

devot?
eher sehr dominant und voll der sehnsucht das "du" zu finden, das stärker ist, stark genug, um das verlangen auszulösen vor ihm zu knien.
im idealfall stark genug, um schwach genug zu sein, in meinen armen kraft zu holen und weich zu sein.

das alter, welche rolle spielt es?
sicherheit. vielleicht die illusion von sicherheit, die illusion, wenigstens der ältere wüsste, wohin er führt, der weg. die hoffnung auf eine souveränität, die meine schwächen, meine launen einzuschätzen weiß, die achterbahn festhält mit stählernem griff, wenn alles in mir droht, die kontrolle zu verlieren.

dieses "ich bin da", als geste, als blick, als zeile, oder als worte am telefon.
"ich bin da. alles wird gut."

nicht anwesend!
da!

und sei es über hunderte kilometer hinweg ...

wie "alt" war er, als er 26 war und ich 20?
wiesehr vertraute ich ihm, dass er erkennen würde, dass ich schwanke und halt brauche, wenn ich ihn zum teufel schickte.
er war erst 26 und manchmal konnte er es. wie sehr liebte ich ihn dafür.
er war erst 26 und oftmals zog er sich verletzt zurück. wie enttäuscht blieb ich zurück.

ich wurde 26 und lernte, dass man einiges an selbstbewusstsein gewinnt durch die jahre, aber letztlich dennoch nicht sehr viel.

das alter ist es nicht, es ist die komplexität der weltsicht, die manchen älteren mann anziehender macht als einen jüngeren.

und dann ist da noch die sache mit dem sex.
manchmal habe ich steife schwänze einfach so satt. ja, manchmal ekeln sie mich an. ein übermaß an testosteron, verzeihen sie, meine herren, kann übelkeit erzeugen.
so schmeichelhaft es ist, begehrt zu werden, so wunderbar es ist, der auslöser für erregung zu sein, wenn - lassen sie es mich ganz platt kitschig ausdrücken - wenn die seele weint, dann ist ein steifer schwanz wie ein schlag ins gesicht.
dann braucht es fingerspitzen an fingerspitzen und blicke, die ineinander versinken, dann braucht es eine hand, die sich warm und sicher auf die wange legt, eine schulter, die platz macht für einen kopf, einen arm, der sich um eine schulter legt, ins ohr geflüsterte worte.

zärtlichkeit, die so sanft ist, dass das begehren wieder wachsen darf.

verstehen sie????

einer hysterischen frau darf man - und auch dann nicht immer und nur dann, wenn man fühlt, dass das richtig ist - kräftig in die haare fassen, sie über den tisch beugen und ihr den arsch versohlen, bevor man sie ins bett zerrt und dort wieder in ihre konturen fickt. ja, manchmal KANN das genau richtig sein.

niemals jedoch eine traurige frau, selbst wenn sie flucht, weil sie zu stolz ist, um zu weinen. sehen sie ihr in die augen, achten sie auf die beugung ihres nackens und den hals, der vielleicht zuckt, weil traurigkeit immer auch in der kehle sitzt.

manchmal braucht es ein herz, keinen schwanz.

so ist das.

(handbuch teil I?