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june meinte am 8. Jan, 17:47:
nichts desto trotz
hat mir das wiederlesen dieses buches eine erkenntnis gebracht.

die antwort auf die frage, warum ich sie so lange nicht ausgelebt habe, meine devote neigung.
das fehlen des "richtigen" mannes war ein grund - der, den ich nennen konnte, der, der mir bewusst war, doch vielmehr wohl aber auch die auseinandersetzung mit dem, was mich als frau prägt, die auseinandersetzung mit konstruktionen, mythen, weiblichkeitstheorien vor allem in der zeit zwischen 20 und 28.

im lesen wird mir das wieder bewusst:

"Die Frau will nicht als Subjekt behandelt werden, sie will stets und in alle Wege - das ist eben ihr Frau-Sein - lediglich passiv bleiben, einen Willen auf sich gerichtet fühlen, sie will nicht gescheut noch geschont, sie will nicht geachtet sein. Ihr Bedürfnis ist vielmehr, nur als Körper begehrt, und nur als fremdes Eigentum besessen werden. (...)" (S. 391 ff).

ich verstehe es wieder. angesichts solcher sätze ist nichts unmöglicher als ein submissives begehren zulassen zu können.

das ist für mich die wirkliche tragik des frauseins. die spuren, die solcherart wütende in mir (uns) hinterlassen haben. 
Nova antwortete am 9. Jan, 12:22:
Ach, ich weiß nicht ...
... ob solche Bücher uns davon abhalten sollten, das zuzulassen, was in uns ist. Ich für meinen Teil habe es jedenfalls lange genug unterdrückt und werde mich durch solchen Mist nicht mehr beeinflussen lassen. Den hatte ich, ohne dieses oder andere derartige Bücher zu kennen, lange genug selbst im Kopf, vor allem durch die sogenannte Frauenbewegung: eine Frau darf sowas nicht tun, es ist Unrecht, weil Frauen eben nicht das schwache, führbare Geschlecht sind sondern genau so stark und fähig wie Männer. Nun ... das bin ich im Alltag auch, trotz meiner Leidenschaft. Aber ich nehme mir das Recht heraus, im Spiel eine ganz andere Seite zu leben.
Was natürlich die Suche nach einem männlichen Pendant sehr schwierig macht, der diese 'Schizophrenie' ebenfalls leben kann. Daher finde ich, hast du weder dich selbst noch deine Fähigkeit zu vertrauen überschätzt - sondern den Herrn, der dieses Buch zitierte. :-)
Nicht aufgeben, June. 
june antwortete am 9. Jan, 15:09:
dieses und derartige bücher
erschienen zur zeit der ersten frauenbewegung. sie waren ausdruck der angst - ohne zweifel - und ihre autoren auf ihre weise tragische gestalten, die alles an geschützen auffuhren, die die westliche philosophiegeschichte und geisteswissenschaften je an "beweisen" dafür anführte, dass frauen nie, niemals - nein, nicht gleich, sondern gleichwertig - sein können.
jede kleinste beobachtung wurde zudem als "beweis" dafür angeführt und jede abweichung vom proklamierten als pathologisch abgetan.

selbstverständlich ist es unsinnig, sich von solchem mist beeinflussen zu lassen. "kindisch", sich davon heute noch emotional so tangieren zu lassen, wie es mir in den letzten tagen passiert ist. "geistlos" und damit "typisch weiblich" das einzelne wort, den einzelnen satz, die einzelne passage "wörtlich" zu nehmen. "kleinlich", nicht die metaebene zu erfassen, sondern sich an details aufzuhalten.
selbst die kritik wird damit zum beweis für den inhalt, die angebliche unfähigkeit zur abstraktion.

dieser herr, der so angetan ist von diesem buch, hat nie daraus zitiert. in seiner verehrung des autors lässt er alles offen. es läge an mir zu vertrauen. seinem blick auf mich als frau - und mensch.
ich kann es nicht. vor dem hintergrund dieser auseinandersetzung bekommt jeder satz, jede aussage eine andere nuance, jedes wort, jede geste, bin ich der fähigkeit beraubt vom denken ins reine fühlen zu gehen.

bin ich gefangen in eben dem dilemma der frühen zweiten frauenbewegung, die sich selbst alles verboten hat, was beleg sein könnte für eben solche frauenbilder und sich damit selbst so einschränkte.

nein, natürlich gebe ich nicht auf. dieser anlass hat mir nur gezeigt, wie nötig ich sie immer noch habe, die gewissheit des ganz anderen blicks und wiesehr ich zusammenfalle unter einer vermeintlich anderen perspektive.

unter dem druck des kampfes gegen dieserart zuschreibungen kann ich nicht anders als jede meiner regungen hinterfragen in bezug auf ihre außenwirkung, das beraubt mich meiner fähigkeit mich hinzugeben ob ich will oder nicht.
ich muss den punkt finden, von dem aus dies wieder möglich ist. ich muss, weil ich will, weil ich den zauber dieser momente nicht opfern will.

momentan fürchte ich braucht das zeit.

"Die Frage also, welche im Eingang dieses zweiten Teils als sein Hauptproblem formuliert wurde, die Frage nach der Bedeutung des Mann-Seins und des Weib-Seins, kann jetzt beantwortet werden. Die Frauen haben keine Existenz und keine Essenz, sie sind nichts, sie sind nichts.
Man ist Mann oder man ist Weib, je nachdem ob man wer ist oder nicht." (S. 383)

ich sollte das nicht tun. mich dem noch einmal stellen. sie noch einmal spüren, diese ohnmacht.
100 jahre sind - eine lange zeit, kulturgeschichtlich ein augenblick.

"das ist ja hysterisch, sich davon so treffen zu lassen" sagt eine stimme im hinterkopf. lässt mir nicht einmal ruhigen gewissens meine verzweiflung angesichts dieser demontage meines geschlechts.

"geh reg dich doch ned auf, bist ja hysterisch!" oder gar: "muss ja was dran sein, wenn dich das so verletzt. du musst da was verdrängen, nicht?"
spiel satz und sieg, lieber otto. gimme five, siggilein! 
weib antwortete am 11. Jan, 17:41:
"bin ich gefangen in eben dem dilemma der frühen zweiten frauenbewegung," welche frauenbewegung meinst du mit der zweiten?

ich verstehe aber dein dilemma nur zu gut. der grund wieso ich schreibe ist, dass ich keinerlei "bewegung" mehr verspüre. identitätsprobleme werden individualistisch mit sich selbst ausgemacht. insbesondere in zeiten wirtschaftlicher bedrohung wächst dann die gefahr eines völligen backslash in die "bewußtlosigkeit". ich glaube nicht an "eine bewegung", aber es freut mich, wenn sich etwas bewegt und seien es nur immer mehr und mehr geäußerte gedanken in form von gesprächen, blogs, artikeln etc. etc.

danke für dein mitlesen und kommentieren bei mir. 

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