absolute schwachstellen
ambivalenzen
credo
gestern
jump!
just me
lunatic
mehr oder weniger essbares
memories
querverweise
Selbst- und Fremdbild
sodbrennen
Sommer2009
sonnenstrahlen
traumland
trennlinien
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren



 

just me

Definitiv.
"ich persönlich zöge eine zukunft ohne geschichte einer geschichte ohne zukunft vor." - aber wie sadistisch müsste jemand sein, der einen zwingt zwischen diesen beiden Alternativen zu wählen?

heute Nachmittag und auch am (frühen) Abend war ich so aufgedreht, dass ich schon beinahe Angst hatte in eine manische Phase zu kippen. Generell traue ich mir momentan nicht wirklich, eigentlich jedes Stück, dass meine Psyche im Laufe meines Lebens schon mit mir gespielt hat, traue ich ihr zu.

Heute Nachmittag und am frühen Abend war ich noch überzeugt davon, dass ich derzeit nicht in der Lage bin, Berührungen, Nähe zu ertragen, nichts hereinlassen zu können als reine, pure Gedanken, war ich in einem Zustand, in dem kurzfristig sogar ein virtueller Kuss irritierte.
Dann rief G. an - nicht als Lover, als Freund, der eine Schulter braucht, eine Schulter und ein Ohr.
Es gibt nichts zu Lachen an seiner momentanen Situation. Seine *sie* ist dabei ihn zu verlassen, eigentlich schon seit Monaten, wenn nicht Jahren, aber derzeit wieder massiver. Sie erträgt ihn nicht mehr, erträgt so viel nicht mehr, das ihn ausmacht.
Das Absurde ist: Ich verstehe sie. Erzählt er mir die Situationen, die Details, seine Aktionen, ihre Reaktionen oder auch ihre Aktionen, seine Reaktionen, ich würde reagieren ganz genau wie sie.
Behutsam versuche ich ihm die andere Sicht beizubringen, manches dringt auch durch, aber vermutlich nicht genug. Als Außenstehende muss ich sagen: "Es ist zu spät, es ist vorbei", und dann krampft sich alles in mir zusammen so fühle ich mit ihm, der aus seiner Haut nicht heraus kann und das Ende doch nicht akzeptieren.

Wenn ich es zulasse, dann "kippt" es meist und mit "kippen" meine ich wir beide aus unseren Rollen heraus und ineinander. Ich hatte mit ihm nie den Sex, den ich mit C. hatte, er war immer verspielter, weicher, freundschaftlicher, aber heute hatten wir den besten Sex, den wir jemals hatten. Heute. Wenige Stunden nachdem ich für mich noch festgestellt hatte, es wäre mir in einer Phase wie dieser ein Leichtes ein Keuschheitsgelübde abzulegen, und in ein Kloster zu ziehen bis an mein Lebensende. Ja, lacht nur, ich glaube das dann wirklich, es ist mir ernst damit, ich fühle nahezu die Befreiung, die für mich damit einher gehen würde - in Phasen wie diesen.

Plötzlich war all diese Zurückgezogenheit, diese imaginierte Mauer verschwunden und wir lagen einander in den Armen, getragen von einer Leichtigkeit die Ihresgleichen sucht. Als hätten seine Schwere und meine Schwere einander aufgehoben und sich verkehrt in totale spielerische Leichtigkeit. Eine, die mich dazu brachte ihm als er ging noch einmal absolut übermütig in die Arme zu fallen und ihm ein "Ich hab dich lieb!" ins Ohr zu flüstern. Und ich hab ihn lieb. Vielleicht vor allem dafür, dass ich für ihn allein aufgrund unserer Konstellation nie Enttäuschung, nie Frustration sein kann, sondern immer nur ein Sonnenstrahl. Egal was geschieht, er darf sie nicht verlieren, gibt es sie nicht mehr, gibt es auch "uns" nicht mehr.

Jedenfalls hat er sie für mich wiedergefunden, meine Libido. Und das finde ich - ganz ehrlich - einen verdammt feinen Zug von ihm.
Davon auch nur annähernd in meiner Mitte zu ruhen, bin ich immer noch Lichtjahre entfernt, aber in dieser Umlaufbahn mag ich mich. Was mehr zählt?

... aber nicht beschäftigt genug, um nicht auch noch ganz kurz die Zeit dafür zu finden, cellini zu beneiden. ;)

"Die Fremde", schreibt einer der wenigen Menschen, die derzeit Einlass erhalten in meine Muschel, vielleicht weil er sosehr M e n s c h ist, ich ihn sosehr als Menschen empfinde wie derzeit kaum einen Mann sonst, vielleicht weil er etwas von dem Gleichgesinnten an sich hat, von dem Kristeva schreibt ...

"Die Fremde, der Fremde", schreibt er, "kommt sich selbst näher in der Berührung, die ein Blick sein kann oder Buch oder ein Touch me Haut-an-Haut, June , Tucholsky hat in einem Gedicht dem Ausdruck verliehen. Es ist zwar melancholisch und doch schwingt bei mir da eine wenig Hoffnung mit."

Augen in der Großstadt

Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? vielleicht dein Lebensglück...
vorbei, verweht, nie wieder.

Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang, die
dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast's gefunden,
nur für Sekunden...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück...
Vorbei, verweht, nie wieder.

Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Er sieht hinüber
und zieht vorüber ...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

Nein, ich bin nicht frei, aber zumindest HABE ich frei, mir frei(heit) genommen - und das allein ist schon ein gutes Gefühl.

Andersrum gedacht, denke ich, weil sich bei mir Gedanken immer eine ganze Weile im Kopf einen Tanzsaal einrichten und Feste feiern, bevor sie wieder in ihren Winkel verschwinden - also andersrum gedacht:
Vielleicht wäre es leichter, wäre Sexismus wirklich genetisch bedingt, vielleicht wäre es bequemer wie damals noch Oma (allerdings nur eine meiner Großmütter) tatsächlich fest daran glauben zu können, dass Männer halt "so" sind.
In diesem "so" schwang je nach Kontext Resignation mit oder Amüsement, manchmal auch Befriedigung oder Spott, niemals jedoch Zorn oder Auflehnung.
Oma hatte zur Kenntnis genommen: SO funktionieren Männer, so wurden sie von der Natur (oder vom Herrgott) gebaut und "da kann man halt nichts machen".

Ich stelle mir vor, ich könnte in einer omaartigen Intensität glauben, es wäre ein Naturgesetz, dass Männer zum Beispiel solange sie um eine Frau werben, Respekt, Einfühlsamkeit, echtes Interesse vortäuschen, so wie Pfaue ein Rad schlagen, ganz ohne bewusste Täuschung, ohne Arglist, gezwungenermaßen einem Programm folgend und ebenso unvermeidlich nach erfolgter Eroberung das Interesse schwindet, vor allem an der Person, an der Persönlichkeit, an den Gedanken der Eroberten und einem "Nicht-für-voll-nehmen" weicht.
Noch besser wäre es natürlich, wäre das auch in meinem Programm so verankert, dass es keine Irritation hervorrufen würde, erst recht keine Enttäuschung, keine Verletzung, keinen Schmerz, keine Trauer, keine Wut - vor allem keine Fragen.

"Ist halt so. Da kann man nichts machen."

Vielleicht ist das einzige Problem mit diesem genetischen Programm das, dass da wer wirklich gepfuscht hat. Das läuft so ganz und gar nicht smooth. Ein Systemabsturz nach dem nächsten.

Für die VertreterInnen des Intelligent Design unter uns müsste ich jetzt die These in den Raum stellen, dass Gott besser auf das Update warten hätte sollen, bevor er die Maschine in Gang setzte (weiterführende These: Gott hat zumindest Bill Gates tatsächlich nach seinem Ebenbild geschaffen).

Und auch von der Evolution war es ziemlicher Pfusch Wesen durchkommen zu lassen, bei denen zwar zweifelhaft ist, ob sie überhaupt über so etwas wie einen freien Willen verfügen, die sich aber dennoch mit ihrem angeborenen Programm nicht anfreunden können und ständig Unmengen an Energie im Infight mit selbigem vergeuden.

Na gut, manchmal schafft es der eine Teil der Menschheit leichter, sich damit zu arrangieren, dann wieder der andere. Traditionell ist der Teil meist bockiger dem anzugehören ich die Ehre habe.

Es wäre jedenfalls eine ruhigere Welt (auch Omas Welt war - vom Krieg mal abgesehen - eine sehr ruhige) und sollte Wahnsinn wirklich in gewisser Weise etwas damit zu tun haben:
Wahnsinn ist die Verzweiflung darüber,
dass die Welt nicht anders ist.
Wahnsinn ist das Wissen darum,
dass die Welt auch anders existiert.


könnten wir den Großteil der Seelenklemptner auch in Frühpension schicken.
(Das Zitat stammt von einer namenlosen Frau, deren Geschichte soweit sie bekannt ist bei Eva-Maria Knapp in "WAHN und SINN" nachgelesen werden kann.)

PS: Irgendwo unterwegs hab ich in letzter Zeit meine Libido verloren. Sollte jemand eine irgendwo rumliegen sehen wäre es nett, er würde sie bei mir abgeben.

neben meinem Bett, auf dem Couchtisch derzeit zu finden:

gottesstaatunddemokratie geschichtenvonderliebe

sozialesysteme

verbuendetemaenner


und noch einige mehr, wie auch immer noch "Die Masken der Sexualität" von Camille Paglia, "Liebe als Passion" von Luhmann, "Das Unbehagen der Geschlechter" von Butler, "Die Lust am Text" von Barthes ...

Neue Bücher, Bücher zum Wiederlesen, auch solche Bücher, durch die frau sich immer wieder versucht zu quälen.
Und ich merke immer mehr, wie mir der Austausch fehlt.
Dieses gemeinsame Themen vertiefen, auch Streiten darüber, kleine Machtspielchen im Bereich der von mir so geliebten Hirnwixereien.
Gedanken geschenkt bekommen. Schöne und unbequeme. Ich finde das so unglaublich erotisch, so erotisierend, ein Tanz der Gedanken, der zusehends intimer wird.

Worte wie Berührungen, aufweckend, aufregend, manchmal auch Widerstand erzeugend. Das Gefühl, dass seine Gedanken die meinen penetrieren, mit ihnen verschmelzen, Neues hervorbringen, nicht immer ohne Widerstand, nicht immer spielerisch, manchmal auch mehr im Kampf als im Tanz.

Ich habe mich schon lange nicht mehr sosehr danach gesehnt.

Ja. hier und hier auch.



Ja, das war gut gestern, wirklich gut. Ich wollte das ohne einen Hauch von Zweifel, obwohl ich, als ich letzte Woche diese Verabredung traf, noch nicht einmal im Traum daran dachte.

Wir trafen uns in einem netten kleinen Beisl und es gab so viel zu reden, vor allem über Politik und die Situation in der Fabrik, Menschen, die wir beide kennen, Neuerungen und Neuigkeiten. Irgendwann kam er auch auf *ihn* zu sprechen, wie das denn nun wäre und ob das und das stimme. Ich gab mich zugeknöpft als die, die ja nur beruflich und sehr peripher mit *ihm* zu tun hatte. Man weiß halt, was man so hört in meiner Situation, mehr auch nicht (und ich realisierte, dass das durchaus der Wahrheit entsprach). Er begann ein Psychogramm zu zeichnen, ein recht schonungsloses, das noch lange vor der Zeit begann, als ich *seine* Bekanntschaft machte. Früher, so dachte ich, früher wäre in so manchem Momenten die Löwin in mir durchgekommen, die ihn verteidigt hätte, mit aller Kraft.
"Nein", hätte ich an so vielen Stellen gesagt: "Nein, so ist er doch gar nicht, das scheint nur so ..."
Das war vor der Zeit, als ich erkennnen musste, dass ich gar nichts von ihm wusste, mir "immer nur alles zurecht gelegt" hatte. Gestern hörte ich einfach nur zu, sehr interessiert und sehr amüsiert. Und ab und zu dachte ich mir: "Ach, wenn du nur wüsstest ..."

Schön war sein Erstaunen, die plötzliche Unsicherheit, als ich sagte: "Was hältst du davon, wenn wir jetzt austrinken und noch zu mir gehen?"
"Ich warne dich ...", sagte er, aber ganz leise, fast unhörbar. Und ich berührte leicht seine Hand.

Wunderschön war es, wie vorsichtig er sich mir näherte, als wäre es ein wundervolles Geschenk, das sich verflüchtigen könnte bei jeder falschen, jeder unbedachten Berührung. Eine Scheu, die sich erst verflüchtigte, als ich später vor ihm niederkniete.

Und ich bekam ihn, meinen exzessiven, hemmungslosen, dreckigen Sex. Und es war gut, dass ich sie zurecht gelegt hatte, die Fesseln, dass er es sofort erkannte, das Signal, als eine davon unter dem Polster hervorlugte. Sein plötzlich gezielter, kräftiger Griff in meine Haare, der Kuss, der gar nicht mehr sanft war und zurückhaltend.

Er ging, als ich schon schlief. Nur kurz erwachte ich von seiner SMS.
Aber es war gut, so wie es war, ich habe keine Fortsetzung geplant. Jetzt ist H. wieder zurück. Und wir werden uns treffen. Am Freitag haben wir ausgemacht. Am Freitag, den 13.

(Oooops, sorry, aber ist ja wahr!)

Also Scheiß da drauf!

Was ich heute brauche, das ist exzessiver, hemmungsloser, dreckiger Sex. Mein Rendezvous von heute wäre an sich zwar nicht meine erste Wahl, aber jetzt bekommt er die Chance, auf die er schon so lange wartet.
Ich hoffe nur, er enttäuscht mich nicht. ;)